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ehem. Kirche St. Johann

Konstanz – kleines Rom am Bodensee

In Konstanz schufen die beiden später heiliggesprochenen Bischöfe Konrad I. und Gebhard II. im 10. Jahrhundert eine Nachbildung der römischen Kirchenlandschaft. Beiden Bischöfen war die Topographie Roms durch mehrere Pilgerfahrten in die Stadt der Päpste wohlbekann. Nach der Idee eines „zweiten Rom“ ließen Konrad und Gebhart mehrere Kirchen errichten oder alte erneuern und umgestalten. Als Vorbild dienten die fünf römischen Patriarchalkirchen: Das Münster ist der Jungfrau Maria geweiht und entsprach somit der römischen Kirche Santa Maria Maggiore. Unweit des Münsters, in der Niederburg, lag die Kirche St. Johann. Wie ihr römisches Vorbild San Giovanni in Laterano war St. Johann sowohl Johannes dem Täufer als auch Johannes dem Evangelisten gewidmet. Zu jener Zeit diente sie vermutlich als Taufkirche. Die Gotteshäuser St. Lorenz und St. Paul lagen entsprechend ihren römischen Gegenstücken San Lorenzo fuori le mura und San Paolo fuori le mura damals vor den Stadtmauern. Im Zuge der nachfolgenden Stadterweiterungen von Konstanz änderte sich dies und die Kirchen befanden sich dann innerhalb der Stadtmauern.

St. Lorenz barg Reliquien des Heiligen Laurentius. Bischof Konrad hatte die Reliquien des ottonischen Schutzpatrons von einer seiner Romreisen mitgebracht. Das Benediktinerkloster Petershausen vervollständigte jenseits des Rheins das Abbild der römischen Kirchenlandschaft. Der Name Petershausen und der Standort des Klosters verweisen auf den Petersdom.In Rom liegt der Petersdom, getrennt durch den Tiber, etwas abgetrennt vom alten Stadtkern. Ebenso liegen der alte Stadtkern von Konstanz und der dann angefügte Stadtteil Petershausen auf zwei verschiedenen Seiten des Seerheins. Für den Bau des Klosters Petershausen erwarb Bischof Gebhard vom Kloster Reichenau einen damals sumpfigen und unbewohnbaren Landstrich jenseits des Seerheins. Diesen ließ er anschließend aufwendig entwässern. Geweiht wurde die Klosterkirche allerdings nicht dem Apostel Petrus, sondern dem Kirchenvater Papst Gregor dem Großen, dessen Haupt als Reliquie in der Klosterkirche verehrt wurde. Die Verwirklichung der Rom-Idee in Konstanz bezeugt das religiöse und politische Selbstverständnis der Konstanzer Bischöfe des 10. Jahrhunderts. Es bekräftigte sowohl die Verbundenheit zum römischen Papsttum, als auch das enge Verhältnis zum ottonischen Kaisertum.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Stadtbild
Kirche/Kloster
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