Elisabeth Blankenhorn um 1940
Inmitten des Parks traf man Elisabeth Blankenhorn am großen Säulengang oft bei ihren Spaziergängen an.
Und was meinen Sie: der älteste Weinmarkt Badens hat nicht von ungefähr seinen Sitz in Müllheim. Er wurde 1872 erstmals abgehalten. Damals war ich frisch habilitierter Professor an der agrarwissenschaftlichen Abteilung der Technischen Hochschule Karlsruhe.
In den 1870er Jahren arbeitete ich auch an den wissenschaftlichen Grundlagen des Weinbaus. Dafür richtete ich ein önologisches Institut mit Labor ein, ein Novum in der Forschungslandschaft, das ich aus meinem Privatvermögen finanzierte. Sein Nachfolger ist das heutige Staatliche Weinbauinstitut in Freiburg. Die 1870er waren bewegte Jahre, in denen viele wissenschaftliche Weichen für den Weinbau in Deutschland gestellt wurden.
Und können Sie sich vorstellen, dass der vor Ihnen sitzende angesehene Ehrenbürger und Professor mit dem Ex-Revolutionär Friedrich Hecker viele Jahre in Kontakt stand? Und das, obwohl sein Revolutionärsfreund Gustav Struve meinem Onkel Nikolaus, dem damaligen Bürgermeister von Müllheim, nicht nur 1000 Gulden abgeknöpft - heute würde ich sagen erpresst - hatte und dazu noch den Vierspänner der Familie samt Pferden beschlagnahmte, um seiner Frau Amalie standesgemäßes Reisen für die Revolution zu ermöglichen?
Doch das war alles kein Thema bei unserer Korrespondenz, zu einer Zeit, als Hecker längst in Amerika weilte und als Farmer in Illinois recht passabel wirtschaftete. Mit ihm tauschte ich mich von 1872 bis 1880 über Fragen der Bodenbearbeitung, des richtigen Rebschnitts, der Pflege von Weinstöcken im Winter und andere Fachthemen aus. Wir trafen uns nur ein einziges Mal persönlich für einige Stunden, als Hecker im Sommer 1873 nach Freiburg kam.
Von Hecker habe ich in einem Brief sogar Samen einer Rebsorte erhalten. Die „Amerikaner-Rebe“ leistete als Pfropf-Unterlage einen wichtigen Beitrag bei der Bekämpfung der Reblaus hierzulande. Wenn Sie wissen wollen, wo alle diese Briefe geschrieben und gelesen wurden, schauen Sie sich meinen Schreibtisch im Blankenhorn-Palais an. Ein handwerkliches Meisterstück mit den Ausmaßen einer kleinen Burg.
Ort | Müllheim |
Autor | Müllheim Tourismus |
Kategorien | Stadtbild Tourismus Erinnern Platz/Park |
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Bildquelle | Stadtarchiv Müllheim MMM F 2687 |
Urheber | Fotohaus Glaubrecht |
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