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Ellwanger Tor

Ellwanger Tor: Das Ende der Reichsstadt

Na? Haben Sie gerade auch ein Deja-Vu? Genau, die Straße kennen Sie schon: die Reichsstädter Straße, zu meinen Zeiten noch Hauptstraße genannt. Nur schauen Sie nun in die Gegenrichtung auf das Spionrathaus zu und stehen da, wo um 1800 noch das alte Ellwanger Tor war. Sie erinnern sich: Das Tor, durch das die Händler aus Ellwangen und dem Fränkischen in der alten Reichsstadt ankamen. Sie rumpelten hier durch die Gassen und erzählten den Aalenern, was in der großen weiten Welt geschehen war. Ein Junge, der ihnen damals besonders gern lauschte, war Johann Gottfried Pahl – Aalens berühmtester Sohn, da er anders als Schubart 1768 tatsächlich hier geboren wurde. Geboren wurde er in einem Haus, wo heute die Reichsstädter Straße 13 ist – also auf Höhe des Kinderkarussells rechts vor Ihnen. Wer war dieser Pahl? Er teilte mit Schubart die Lust zum Schreiben und seine Abneigung gegen die fürstliche Tyrannei seiner Zeit. Anders als Schubart war er aber vorsichtiger und pragmatischer in seiner Kritik. Und dafür hatte er auch jeden Grund: Schließlich musste er mit dem kleinen Gehalt eines Pfarrers und Dorfschultheißen seine zehnköpfige Familien durchbringen. Die familiäre Erdung, der Verzicht auf Provokationen verhalf Pahl zu später Karriere: Er stieg auf zum Prälaten – war also so etwas wie der Oberpfarrer aller evangelischen Geistlichen in Nordostwürttemberg. Bedeutend ist er heute aber eher wegen etwas anderem: Wie kaum ein zweiter Schwabe war Pahl Chronist der revolutionären Geschehnisse um 1800 in Südwestdeutschland. Damals eroberten Napoleons Truppen die linksrheinischen deutschsprachigen Gebiete. Den beraubten Fürsten in Stuttgart oder Karlsruhe erlaubte Napoleon im Gegenzug, sich selbst die kleineren Nachbarn einzuverleiben. Der württembergische Fürst – bald König von Napoleons Gnaden – schickte im Dezember 1802 seine Truppen auch nach Aalen. Der einstmals so stolze reichsstädtische Magistrat musste sich dem König aus Stuttgart unterwerfen. Aalen war nunmehr eine württembergische Verwaltungsstadt – eine Oberamtsstadt, wie es damals hieß. Die alten Mauern und Tore wurden niedergerissen und links von Ihnen, wo der moderne Funktionsbau steht, entstand das erste Oberamtsgebäude Aalen. Heute würde man das wohl Landratsamt nennen. Pahl jedenfalls konnte sich zunächst auch nicht so richtig mit dem Dasein als Neuwürttemberger anfreunden. Er schrieb: „Übrigens war durch die täglichen Reformen nichts gebaut, aber viel zerstört und zerrüttet. Alles Alte, es mochte so gut und so haltbar sein, als es wollte, musste fallen. Die Maxime hieß ‚Schweigen, gehorchen und bezahlen!‘“ Naja, so schlimm war es nun doch nicht mit den Württembergern. Aber dazu kommen wir später!

Ort Aalen
Autor Tourist-Info Aalen
Kategorien
Stadtbild
Tourismus
Erinnern
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Bildquelle
Stadtarchiv Aalen
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Tourist-Info Aalen
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