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Haus "Zum guten Hirten"

Hans Morinck

Das Haus „zum guten Hirten“ ist heute eine eher rustikale Weinstube. Der mittelalterliche Massivbau, mit dem spätgotischen Portal, war einst das Wohnhaus des Bildhauers Hans Morinck. Dieser gilt als Vermittler zwischen den Kunststilen von Renaissance und Barock. Der Künstler verzierte das Haus, in dem er lebte und arbeitete, mit dem biblischen (Sinn-)Bild des guten Hirten, der über seine Herde wacht. Das gut erhaltene Relief ist mit einem Segensspruch versehen, der das Haus bereits mit dem Namen „zum Schafhirten“ benennt.

Morinck entwickelte sich während seiner Arbeit in Konstanz zu einem bedeutenden Bildhauer des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Er arbeitete im Auftrag des Abtes von Petershausen an der Dekoration des Klosters und der Klosterkirche. Sein Können beeindruckte den Adel der Bodenseeregion, sodass er neben den kirchlichen Arbeitsaufträgen bald viele private Kunden hatte. Ursprünglich stammte Morinck aus Kärnten oder Holland und er erhielt 1582, bereits vier Jahre nach seiner Ankunft, aufgrund seiner besonderen Kunstfertigkeit das Konstanzer Bürgerrecht. Der zuvor mittellose Bildhauer schaffte es während seiner Zeit in Konstanz ein kleines Vermögen anzuhäufen. Er erwarb dieses Haus bewusst aufgrund seiner Nähe zum Hafen. Von hier aus konnte der Bildhauer seine schweren Kunstwerke schnell auf die Lastkähne schaffen, die die Bildnisse über den Seeweg beförderten.

Nicht nur sein Bildhauertalent machte ihn zu einem wohlhabenden Mann. Auch die Ehe mit der vermögenden Effrasina Haruysen (Harreisein?) verhalf ihm zu sozialem Aufstieg. Fünf Jahre lebten die Eheleute gemeinsam hier, bis Effrasina kinderlos verstarb. Nach einem Jahr der Trauer heiratete Morinck erneut. Seine zweite Frau schenkte ihm eine Tochter, die zu seiner einzigen Erbin werden sollte. Als die Pest 1611 in Konstanz wütete und ein Drittel der Bevölkerung auslöschte, musste Morinck auch seine zweite Frau begraben. Fünf weitere Jahre lebte der Witwer mit seiner Tochter im „Haus zum guten Hirten“, bis auch sein Leben hier endete.

Wer weitere Werke des mittelalterlichen Künstlertalents betrachten möchte, kann dies in der Stephanskirche tun. Dort steht das bronzene Grabmal, das Morinck zu Ehren seiner ersten Frau schuf. Ebenso in St. Stephan ist das aus Kalkstein angefertigte kunstvolle Sakramentshaus, das eine Abendmahl- und Auferstehungsszene zeigt.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Stadtbild
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Lizenz Creative Commons BY-SA-NC
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