volume_down Audio
close
comment Kommentieren
share Teilen
info Infos

Haus zur "Sonne"

Die „Große Ravensburger Handelsgesellschaft“

Die Blütezeit des Konstanzer Groß- und Fernhandels lag im 14. und 15. Jahrhundert. Einer der bedeutensten Konstanzer Fernkaufleute dieser Zeit war Lütfried Muntprat. Er besaß in Konstanz eine Handelsgesellschaft und galt damals als der „reichste Bürger Schwabens“. Das Haus zur »Sonne«, vor dem Sie hier stehen, war über mehrere Generationen der Sitz seiner Familie und gehörte ihr vermutlich seit dem 14. Jahrhundert. Anfang des 15. Jahrhunderts schlossen sich Lütfried Muntprat aus Konstanz, Jos Humpis aus Ravensburg und Rudolf Mötteli aus Buchhorn, dem heutigen Friedrichshafen, zur „Großen Ravensburger Handelsgesellschaft“ zusammen. Dieser Zusammenschluss hatte viele Vorteile für die Kaufleute. Die gewaltigen Kosten und das finanzielle Risiko für Reisen, Transporte und den Unterhalt von Agenturen verringerten sich deutlich.

Vermutlich aus innenpolitischen Gründen richtete man die Zentrale der Gesellschaft in der oberschwäbischen Reichsstadt Ravensburg ein. Die Kaufleute hatten allerdings auch in Konstanz eine Filiale, da hier ein wichtiger Handelsplatz war. Die Gesellschaft unterhielt ein weitverzweigtes europäisches Handelsnetz. Besonders eng waren die Handelsbeziehungen zum Mittelmeerraum. Eine weitere Stütze der Unternehmenstätigkeit war der Besuch der großen Messen und Märkte in der Champagne, in Flandern, in Frankfurt, in Köln oder in Nürnberg. Die Kaufleute besuchten aber auch osteuropäische Städte wie Prag oder Budapest. An den wichtigsten Plätzen unterhielt die Gesellschaft feste Niederlassungen, sogenannte Gelieger. Der Handel florierte und neben oberschwäbischer Leinwand und Stoffen handelte die Gesellschaft auch mit Zucker, Safran, Korallen, Olivenöl aus Spanien, mit Seide und Metallwaren aus Italien, mit Gewürzen aus dem Orient, sowie mit Silber und Kupfer aus Ungarn oder mit Pelzen und Wachs aus Osteuropa. Ende des 15. Jahrhunderts kam es allerdings zur Krise und zum Niedergang des schwäbischen Leinenhandels. Damit verlor die „Großen Ravensburger Handelsgesellschaft“ rasch an Einfluss und endete schließlich um 1530. Infolgedessen büßte Konstanz auch seine Bedeutung als Handelsplatz im mittelalterlichen Welthandel ein.

Ort Konstanz
Autor fechti
Kategorien
Stadtbild
Suchbegriffe / Tags
Lizenz Creative Commons BY-SA-NC
Bildquelle
Urheber
Zugeordnete Touren Handel und Wirtschaft im Mittelalter

Satellitenansicht