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Holländischer Krieg 1675

Grundriss Neuenburgs kurz vor der Zerstörung

1675 – Zerstörung Neuenburgs im Holländischen Krieg

Casper Rheinaue: Seid gegrüßt. Ich bin es wieder Caspar. Als wir uns das letzte Mal gesprochen haben, war ich erst 14 Jahre alt. Nun bin ich ein alter Mann, der viel gesehen hat. Zu viel!  

Was ich gestern Schlimmes erlebte, habe ich selbst während des Dreißigjährigen Krieges nicht durchleiden müssen. Gestern Nacht zwischen dem 10. und 11. März 1675 wurde unsere geliebte Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Vor einiger Zeit hörten wir schon von Gerüchten, dass der französische General Vauban mit 4000 Soldaten in Breisach eingetroffen sei. Schnell breitete sich eine betäubende Angst aus, dass auch Neuenburg ins Visier der französischen Truppen geraten könne. Dass es aber so schlimm werden würde, ahnte niemand. Ohne Moral und Anstand plünderten und brandschatzten die Soldaten unsere Stadt. Heute, einen Tag nach dem Angriff, stehen nur noch 20 Häuser unserer einst so prächtigen Siedlung.

Aber warum das Ganze?

Wenn ich den Soldaten bei ihren Gesprächen richtig zugehört habe, macht es den Eindruck, als wolle dieser französische König ganz Europa beherrschen. Vor drei Jahren erklärte König Ludwig XIV. England und den Niederlanden den Krieg. Um das zu verhindern, verbündeten sich Spanien und das Heilige Römische Reich mit den Niederlanden. Die kaiserlichen Soldaten, die eigentlich für unsere Verteidigung zuständig sein sollten, befinden sich alle am Niederrhein, um gegen Marschall Turenne ins Feld zu ziehen. Wie mir ein Händler berichtete, bleiben dem Markgrafen von Baden nur noch 6000 Mann, um das Grenzgebiet zu Frankreich zu sichern. Dies erklärt, warum wir gestern keine Chance gegen die Übermacht der Franzosen hatten. Selbst das Kapuzinerkloster, welches erst kurz vor meiner Geburt gegründet worden war, haben die Soldaten nicht verschont. Auf der Karte, die ihr hier seht, ist das Kloster noch verzeichnet. Nach dieser Katastrophe braucht man keine Karte mehr. Alles ist dem Erdboden gleichgemacht.  

Wann hat das Leid ein Ende? Ich hoffte die Menschen finden zur Vernunft, und eine Zeit ohne Krieg und Zerstörung wird beginnen. Ich wünsche mir von Herzen, dass meine Enkel nur in alten Geschichten von diesem Leid erfahren müssen.

 

Ort Neuenburg am Rhein
Autor Landesgartensch...
Kategorien
Stadtbild
Suchbegriffe / Tags
Lizenz Unbeschränktes Nutzungsrecht (Public Domain)
Bildquelle
Newenburg am Rhein. Grundrißplan von Westen, Topographia Germaniae, 1663
Urheber
Matthäus Merian
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