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Imperia

Imperia

Erreicht man die Stadt Konstanz auf dem Seeweg so wird man bereits vor dem Anlegen eine große steinerne Statue im Hafen erkennen - die Imperia. Die Reaktionen auf die 1993 aufgestellte Skulptur sind unterschiedlich - Grund hierfür ist die Tatsache, dass die Imperia eine Prostituierte darstellt. Doch wie kam es dazu, dass eine Prostituierte zum Wahrzeichen der Stadt Konstanz wurde und auf vielen Souvenirs, Postkarten und Reiseführern abgebildet ist?

Die Errichtung der Imperia wurde im Stadtrat kritisch diskutiert und auch unter den Bewohnern stieß das Projekt auf teilweise massiven Widerstand. Allein die Tatsache, dass sich der Standort im Hafen auf einem Privatgrundstück der deutschen Bundesbahn befindet, ermöglichte letzten Endes das Aufstellen der umstrittenen Statue des Bildhauers Peter Lenk.

Vorbild für sie ist die Imperia aus der Sammlung “Tolldreiste Geschichten” des französischen Schriftstellers Honoré de Balzac. Dort stellt sie eine Kurtisane während des Konstanzer Konzils dar. Ihr Nachempfunden hat die Konstanzer Imperia ein auffälliges Dekolleté und ist nur spärlich mit einem Umhang bekleidet. Die bewusste Provokation Peter Lenks wird durch die Darstellung des Papstes Martin V. und des Kaisers Sigismund noch deutlicher. Die höchsten Repräsentanten des geistlichen und weltlichen Regimes zu Konzilszeiten sind als zwei Zwerge auf den Händen der Kurtisane veranschaulicht und in ihrer Nacktheit der Lächerlichkeit preisgegeben.

Eine solche Imperia gab es während des Konstanzer Konzils in der Realität nicht. Quellen belegen aber die Existenz einer ähnliche Figur namens “Imperia Cognati”, die Ende des 15. Jahrhunderts in Rom lebte. Bekannterweise lebten im Konstanz der Konziljahre eine große Anzahl von Prostituierten. Die Statue steht stellvertretend für diese zahlreichen Hübschlerinnen. Das Konkubinat der weltlichen und geistlichen Stände war ein stark diskutiertes Problem zwischen den Moralisten und Naturalisten des Spätmittelalters.
Die Gestalt der Imperia steht auchfür die Doppelmoral der mächtigen Männer aus Politik und Kirche. So sind die als Zwerge dargestellten Sigismund und Martin V. nur noch lächerliche Witzfiguren, die ihrer Amtstracht beraubt wurden.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Stadtbild
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Lizenz Creative Commons BY-SA-NC
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Zugeordnete Touren Basistour "Konstanz im Mittelalter"

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