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Konzilsgebäude

Das große Konstanzer Kaufhaus

Das heutige Konzilgebäude wird im Volksmund meistens nur Konzil genannt. Es erhielt seinen Namen in Erinnerung an das Konstanzer Konzil. Während des Konzils wurde hier 1417 der Papst Martin V. gewählt. Ursprünglich erfüllte der große Natursteinbau jedoch einen gänzlich anderen, weltlichen Zweck. Das Gebäude diente als Lager und Umschlagplatz für Waren und trug den Namen „großes Konstanzer Kaufhaus“. Unter einem Kaufhaus kann man sich ein Lagerhaus vorstellen, in dem Waren gelagert, verzollt und gehandelt wurden. Sowohl die Gewinne aus dem Handel, als auch die von der Stadt erhobenen Zölle auf die Einführung von Gütern waren wichtige Einnahmequellen.

In Folge seiner geographischen Lage kam Konstanz eine wichtige Rolle im hochmittelalterlichen Handel zu. Für den Handel mit Norditalien war Konstanz ein Knotenpunkt, da hier mehrere bedeutende europäischer Verkehrs- und Handelsrouten zusammen liefen. 1386 erörterten deshalb eine Delegation von Mailänder Händlern und die Stadt Konstanz die gegenseitigen Handelsbeziehungen. Sie ebneten damit den Weg für das heute noch erhaltene Konstanzer Kaufhaus. Der Rat der Stadt Konstanz beschloss folgendes: „daz man ain hus machen sol, darinne man den Walhen von Mailan und anderen frömden lúten ir gut inne besorge und behalt“. Der Bau wurde 1387 in Auftrag gegeben und wurde schon drei Jahre später fertig gestellt. Das Konstanzer Kaufhaus gilt heute als das größte mittelalterliche Gebäude für weltliche Zwecke in Süddeutschland. Nicht minder geschickt gewählt war der Standort des Kaufhauses. Es steht in naher Verbindung zur Marktstätte und zum Fischmarkt und ragte damals in den See hinein. Hierfür wurde der Seeboden mit Holzpfählen und Schutt aufgefüllt. Für die damalige Zeit war das eine bauliche Meisterleistung. Die Stufenbauweise der Schiffsanlegestelle machte es möglich, bei jedem Wasserstand direkt an dem Kaufhaus anzulegen.

Dass sich für das eigentliche Kaufhaus trotzdem der Name Konzil durchgesetzt hat, hat zweierlei Gründe. Der Name bezieht sich, wie schon erwähnt, auf die hier stattgefundene Papstwahl. Das Kaufhaus war als einziges Gebäude der Stadt geräumig genug um alle wahlberechtigten Kardinäle einzuschließen. Die 56 Kleriker durften das Gebäude nicht verlassen, bis sie einen neuen Papst gewählt hatten. Außerdem bezieht sich der Name auf die Ausstellung zum Konzil, die im 19. Jahrhundert in diesem Gebäude stattfand. Auch heute wird das Haus für Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Stadtbild
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