Löwenbrauerei 1898

Die Bierbraukunst scheint im weinreichen Freiburg lange Zeit keine große Rolle gespielt zu haben. Erst um 1780 findet sich die erste schriftliche Erwähnung, in der sich die Freiburger Braumeister beim Stadtrat über die Einfuhr fremden Bieres aus Waldkirch, Donaueschingen und Strassburg beschweren. Noch um 1800 sind die heimischen Bierbrauer so kleinmütig, dass sie gegen die Ansiedlung eines weiteren Braumeisters in Freiburg Einspruch erheben mit dem Argument, der heimische Wein sei so wohlfeil, dass niemand ihr Bier trinke und mehr als zwei bis drei Braustätten in Freiburg unmöglich ihr Brot dabei verdienen könnten.

Das ändert sich jedoch grundlegend ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch die bessere Haltbarmachung des Bieres, kürzere Transportzeiten mit der Eisenbahn und die Abschaffung der Zölle in Deutschland durch Gründung des Zollvereins. Louis Sinner gründet in Freiburg durch Aufkauf mehrerer alteingesessener Brauereien 1888 die Löwenbrauerei, welche er an einem neuen Standort zusammenlegen möchte. Den passenden Bauplatz findet er hier im Stadtteil Stühlinger - seinerzeit neu erschlossenes Industriegebiet - in unmittelbarer Nähe eines Eiskellers, welcher ebenfalls zu Brauerei gehört. Die Brauerei erstreckt sich um 1900 über das Carre Klara-, Stühlinger- und Rennerstraße und hat einen direkten Gleisanschluss an die Bahnstrecke.

Nach dem zweiten Weltkrieg beginnt der Abstieg der Löwenbrauerei. In den 60er Jahren von Ganter übernommen, wird der angestammte Standort im Stühlinger in der Folge aufgegeben und Anfang der 90er Jahre zu einem Wohn- und Geschäftszentrum umgebaut. Durch den Erhalt des Mälzer- und des Sudhausturmes an der Ecke Stühlinger-/Rennerstraße bleibt die Optik der ehemaligen Löwenbrauerei glücklicherweise in Teilen erhalten.

Durch die Einrichtung von Brauereigaststätten vornehmlich auf Eckgrundstücken im Stühlinger können die Löwenbrauerei und Louis Sinner auch als Urquelle der Stühlinger Kneipenkultur bezeichnet werden. Freiburger Löwenbräu wird heute allerdings nicht mehr gezapft.