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NS-Zeit in Neuenburg 1936

Ein Sommerfest 1936 im Pappelgarten am Wuhrloch

Meine Erinnerung an den großen Krieg und seine Schrecken lässt langsam nach. Ich habe so viel Schönes hier: Vier Kinder, ein ruhiges Leben in Neuenburg und Freunde um mich herum. Nach einigen schlechten Jahren geht es uns seit der Wahl 1933 besser, Hitler hat seine Wahlversprechen eingehalten. Meine zwei Jungs sind in die Hitlerjugend eingetreten und haben dort Freunde gefunden. Sie gehen viel raus und unternehmen Sachen, die mit ihrer Mutter wohl eher langweilig wären. Ich bin froh drum, denn damit könnten beide später eine Beamtenlaufbahn einschlagen. Sowas gibt’s bei uns in der Familie noch nicht. Heute ist wieder eines der Vereinsfeste an der Wuhrloch und das Wetter spielt hervorragend mit. Gleich singen meine Töchter mit ihrem Chor, auf den Auftritt haben sie sich schon lange gefreut, daher gab es letzte Woche neue Sonntagsschuhe für beide. Das ist etwas Besonderes bei uns, obwohl es an Lebensmitteln nicht mehr mangelt. Weiter hinten sitzt unser ehemaliger Postvorsteher ganz alleine an einem Tisch. Ihm wurde gekündigt, weil er angeblich Kommunist sein soll. Ich würde ihn gerne in Schutz nehmen, aber das würde nur Schwierigkeiten bringen. Trotz des schönen Wetters und meiner glücklichen kleinen Familie habe ich das Gefühl, dass etwas in der Luft liegt, vielleicht sind es die Nachrichten aus Spanien, meine Nachbarn haben neulich schon wieder über Angst vor einem neuen Krieg gesprochen… Oh,, Verzeihung jetzt muss ich los. Meine Mädchen haben ihren großen Auftritt! Wenn ihr ganz genau auf das Bild schaut, könnt ihr mich an einem Tisch unter dem Baum entdecken. 

Ort Neuenburg am Rhein
Autor Landesgartensch...
Kategorien
Erinnern
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Lizenz Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle
Stadtarchiv Neuenburg am Rhein
Urheber
Zugeordnete Touren Jahrhunderte der Zerstörung

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