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Obermarkt

Zunftaufstand 1429/30

Die städtische Politik des 13. und 14. Jahrhunderts war vornehmlich geprägt durch den Konflikt der adligen Geschlechter und der bürgerlichen Zünfte.  Zudem gab es auch innerhalb der Zünfte Konfliktlinien. Der wirtschaftliche Rückgang nach Ende des Konzils verstärkte die soziale Ungleichheit zwischen handwerklichen Zünften einerseits und handeltreibenden Zünften andererseits. Die vorangegangene Hochkonjunktur hatte es einigen Zünftigen ermöglicht, sich anzunähern an den Reichtum und die gesellschaftliche Stellung der adligen  Geschlechter. Gemeinsam mit den Adligen bildeten sie eine neue Oberschicht. Ihr Gefühl der Zusammengehörigkeit demonstrierten sie durch gemeinschaftliche Festlichkeiten.  

Der von handwerklichen Zünften dominierte Rat trat in der Folge als Instrument der sozialen Kontrolle in Erscheinung: Ein Ratsbeschluss aus dem Jahre 1420 regelte in eindeutiger Weise, dass jeder Zünftige in seiner ihm angestammten Zunft bleiben, und in keine andere Gesellschaft wechseln sollte. Überdies wurde den Geschlechtern das Recht auf Trinkfeste in der Ratsstube entzogen, woraufhin sie sich 1424 ein eigenes Zunfthaus erbauten, das Haus zur Katz. Im Jahr 1429 war es der Bürgermeister Heinrich Ehinger, der im städtischen Rat eine empfindliche Bestrafung all jener Zünftigen durchsetzte, die mit den Geschlechtern Umgang gepflegt hatten. Als Reaktion auf dieses Urteil drohten die Geschlechter damit, die Stadt zu verlassen. Dies führte zu großen Unruhen innerhalb der Stadtbevölkerung. Die Geschlechter waren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und zudem trugen sie einen Großteil der städtischen Steuerlast. Kurz nach den ersten Unruhen griffen einige Zünftige zu den Waffen und überfielen unter Führung der Gerber und der Leinweber den städtischen Rat. Vor dem Hintergrund dieser spannungsvollen Situation kam es zu Judenverfolgungen im gesamten Bodenseeraum.                    
 
König Sigismund reiste eigens zur Schlichtung des Konfliktes zwischen Zünften und Geschlechtern nach Überlingen an. Er beschloss folgende  Verfassungsänderungen: Der Rat sollte sich wieder zur Hälfte aus Geschlechtern und zur Hälfte aus Zünftigen zusammensetzen. Dadurch wurde die politische Dominanz der Zünfte beendet. Darüber hinaus wurden die Zünfte der Gerber und der Leinweber gänzlich aufgelöst, denn ihnen wurde die Initiative des  Aufstandes angelastet. Diese Verfassungsänderung sollte prägend sein für die Herrschaftsverhältnisse der nächsten Jahrhunderte.

Ort Konstanz
Autor fechti
Kategorien
Stadtbild
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Lizenz Creative Commons BY-SA-NC
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Zugeordnete Touren Basistour "Konstanz im Mittelalter"

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