Paradies um 1875

Südwestlich des Martinstors befand sich bis vor wenigen Jahrzehnten ein kleines Stadtviertel, welches Teil der mittelalterlichen Schneckenvorstadt war und „Im Paradies“ genannt wurde. Der Name stammte wohl einer alten Gewannbezeichnung. Das Viertel war von zahlreichen Handwerksbetrieben geprägt, die die Wasserkraft der Gewerbekanäle nutzten. Zu diesen gehörte auch die stattliche „Paradiesmühle“, die auf der rechten Bildhälfte der historischen Fotografie abgebildet ist. In den Fenstern der Mühle sowie in deren Garten sind Mitarbeiter zu erkennen, die für den Fotografen posieren.

Das Stadtviertel „verschwand“ in zwei Bauabschnitten: Die westliche Hälfte musste bereits in den 1890er Jahren dem Bau der damals neuen Universitätsbibliothek weichen (heutige „Alte UB“ bzw. KG V - siehe aktuelles Bild). Neben der Paradiesmühle wurden auch einige Nachbargebäude abgebrochen.

Die östliche Hälfte des Viertels (siehe „weitere Bilder“) blieb zunächst erhalten und überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet, bis in den 1960er Jahren auch dort die historische Bebauung fast komplett dem Erdboden gleich gemacht wurde. Den Hauptanlass hierfür lieferte wiederum die die Universität – die meisten der Gebäude wurden für den Bau des Kollegiengebäudes 3 sowie der Uni-Tiefgarage abgerissen.

Wegen Bäumen, die heute die Sicht verdecken, musste die aktuelle Aufnahme aus einer anderen Perspektive fotografiert werden. Die im Satellitenbild angegebene Perspektive (Standort und Blickwinkel) bezieht sich auf die historische Ansicht.

Weitere Bilder und Infos zum Thema:

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(Joachim Scheck | www.vistatour.de | Facebook | 26.11.16)