Perusa-Haus um 1805

Ansicht der drei Häuser Nr. 45 - 47 in einer Kupferradierung von Bollinger, erschienen in der "Polizey-Übersicht von München" von Anton Baumgartner im Jahre 1805. Das Haus ganz links (damals Nr. 272, später Nr. 45) ist das Perusa-Haus, welches seit 1697 der Gräfin Maria Adelheid von Rivera gehörte und 1711 durch ihre Tochter, die einen Grafen von Perusa geheiratet hatte, in den Besitz der Familie Perusa kam. Diese Familie hieß ursprünglich "De la Pérouse" und war im Gefolge von Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen-Piemont, der Gattin von Kurfürst Ferdinand Maria, 1667 nach München gekommen und hier zu Macht und Einfluss gelangt. Ihr eigentliches Palais lag an der Ecke Prannerstraße / Kardinal-Faulhaber-Straße, das Haus in der Theatinerstraße 45 wurde als zusätzliches Wohnhaus benützt. 1770 wurde das Haus an den Hofmusikintendanten Joseph Ferdinand Graf von Salern verkauft und so ergab es sich, dass W. A. Mozart 1777 in diesem Haus an drei aufeinanderfolgenden Tagen vor dem musikbegeisterten Grafen konzertierte - eine Gedenktafel an dem jetzt dort stehenden Nachkriegsbau erinnert noch heute an diesen prominenten Besucher. 1810 wurde das Haus durch Umbau in 2 Wohnhäuser geteilt und dem an der Perusastraße (links einmündend) liegenden Teil die Adresse Perusastraße 4 gegeben. Das verbliebene Eckhaus Theatinerstraße 45 kam 1818 in den Besitz der Apothekerfamilie Lesmüller, welche hier die bis zum heutigen Tag existierende Engel-Apotheke (früher "Englische Apotheke") einrichteten. Das Haus wird wohl beim Umbau von 1810 vereinfacht worden sein, wie ein Foto von 1906 zeigt, auf dem die beiden Erker, das Portal sowie die Stuckaturen (insofern sie nicht gemalt gewesen waren) im Vergleich zur Radierung von 1805 verschwunden sind.
Das rechts anschließende Haus mit der Nummer 271 (später Nr. 46) war das Fuchsbräuhaus, eine Brauerei mit Wirtsstube.
Die rechts oben stehende Bezeichnung "In der Schwabinger Gasse" deutet auf den alten Namen der Theatinerstraße hin: diese hieß bis 1826 "Hintere Schabinger Gasse".

Das Haus Nr. 45 wurde im 2. Weltkrieg zerstört, die Häuser Nr. 46 & 47 schon vor dem 1. Weltkrieg durch Neubauten ersetzt (siehe obiges Foto von 1906), welche dann ebenfalls im 2. Weltkrieg zerstört wurden.

Quellen:
Burgmaier, Andreas / Schneider, Gustav: Häuserbuch der Stadt München - Band 1: Graggenauer Viertel; München 1958
Konstantin Köppelmann, Dietlind Pedarnig: Münchner Palais. München 2016
Baumgartner, Anton: Polizey-Übersicht von München. München 1805