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1938 2018
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Piazza Augusto Imperatore 1938

Frontansicht auf den Gebäudeblock B

Die Piazza Augusto Imperatore

 

Einst geplant als symbolträchtiger Raum, welcher die Piazza del Popolo übertreffen sollte, heute gilt die Piazza als eine der hässlichsten Plätze Roms (vgl. Brock, Ingrid: Das faschistische Erbe im Herzen Roms – Das Beispiel Piazza Augusto Imperatore).

Die politische Inszenierung der Antike in Form des Rom-Mythos, die Identifizierung mit dem Imperium Romanum und die behauptete Kontinuität Augustus-Mussolini lässt sich exemplarisch auf der Piazza Augusto Imperatore veranscaulichen. Schließlich befindet sich auf dieser nicht nur das Augustus Mausoleum, sondern auch die Ara Pacis und somit gleich zwei Monumente welche man mit dem augusteischen goldenen Zeitalter und dessen Urheber Augustus verknüpfte und das der Faschismus für seine Propaganda instrumentalisierte.

 

Geschichte / Baugeschichte der Piazza Augusto Imperatore:

Die heutige Piazza Augusto Imperatore befindet sich im Areal des antiken Marsfelds, auf welchem der erste römische Kaiser Augustus unter anderem den Bau seines Grabmonumentes, das Augustusmausoleum, in Auftrag gab.

Einige Jahrtausende später am 22. Oktober 1934 erklärte Mussolini seine Absicht das Augustusmausoleum von „unwürdigen“ Zubauten der nachantiken Epochen befreien zu wollen. Dadurch sollte ein weiterer Platz, mit ungefähr 27.000 qm entstehen, welcher einen großen Nutzen für das alltägliche Leben in der Stadt und dem Verkehr bringen sollte. Geplant war, dass dieses Projekt drei Jahre später, also pünktlich zum 2000. Geburtstag des Augustus (1937/38) abgeschlossen sein sollte. Des Weiteren sollte der dadurch neu entstandene Platz die im Norden liegende Piazza del Popolo übertreffen und somit auf dem ehemaligen Marsfeld eine neue zentrale faschistisch geprägte Piazza etablieren, die die Piazza del Popolo aus dem frühen 19 Jhd. ablösen sollte. Anvertraut wurde dieses Großprojekt dem Architekten Vittorio Ballio Morpugo.

 

Symbole auf der Piazza Augusto Imperatore:

Die umliegenden Fassaden der Piazza Augusto Imperatore sind voller Symbole in Form von Schriftbänder, Reliefs und Mosaiken, welche auf das antike und das faschistische Rom Bezug nehmen und somit die Verbindung und Kontinuität von Antike zum Faschismus darstellen sollen. Zur Errichtung dieser Dekoration wurden die angesehensten Künstler der damaligen Zeit beauftragt.

 

  1. Frontalsicht auf Block B

Nördlich des Augustusmausoleum befindet sich das Gebäude "Block" B. An jedem Ende des Baues befinden sich visuelle Darstellungen bzw. Szenen an der Hausfassade. Die westliche Seite zeigt dabei römische Waffen und Rüstungen sowie den Text: „A.MCMXL.POST.CHRISTUM NATUM“, dieser gibt an, dass das Gebäude 1940 fertigstellt wurde. Dagegen zeigt die östliche Seite Szenen, Waffen und Rüstungen des zwanzigsten Jahrhunderts und die Inschrift: „ ANNO XVIII A FASCIBVS RESTITVTIS“ - dieser Text gibt ebenfalls das Datum der Fertigstellung an, jedoch in Jahren seit der Errichtung der faschistischen Herrschaft. Die Zählung ab Errichtung der faschistischen Herrschaft war selber wiederum eine Rezeption antik-römischer Kalenderform, die „Ab urbe condita“ (lat. „Von Gründung der Stadt [Rom] an“) zählten.

Die Abbildung der Waffen soll dabei die militärische Stärke des Regimes ausdrücken. Des Weiteren untermauern die Darstellung von sowohl antiken Waffen als auch Waffen aus dem zwanzigsten Jahrhundert die pseudohistorische Kontinuitätsbehauptung von Antike und Faschismus.

 

  1. Hauportal des Block B

Etwas versetzt von der restlichen Gebäudestruktur liegt das östliche Ende des Baues. Dieser Teil des Gebäudes weißt im Vergleich zu den restlichen Darstellungen durch einem Triptychon-Mosaik aus. Dargestellt auf diesem dreiteiligen Gemälde ist der Flussgott Tiber, die aufgehende Sonne, Romulus und Remus sowie die römische Wölfin, welche die beiden Säuglinge gesäugt haben soll. Außerdem finden sich an den Seitenfeldern jeweils drei große Figuren, welche diverse landwirtschaftliche Tätigkeiten ausführen. Natürlich enthält das Triptychon auch eine lateinische Inschrift, welche lautet: „HIS AB EXIGVIS PROFECTA INITIIS ROMA“ [ „Der Erfolg Roms begann aus diesen kleinen und bescheidenden Anfängen“]. Das Mosaik und die Inschrift kann ausgezeichnet genutzt werden, um die Nutzung des Mythos Roms durch die faschistische Propaganda darzulegen. Schließlich steht im Zentrum des Bildnisses die Gründung der antiken Stadt Rom, während die Figuren am Rand das faschistische Ideal der landwirtschaftlichen Arbeit für den Wohl des Staates repräsentieren.

  • Des Weiteren findet sich über dem Hauptportal des Verwaltungsgebäude flankiert von zwei Siegesgöttinnen dieser lateinische Schriftband: „Diesen Platz, an dem der Totengeist des Augustus durch die Lüfte schwebt, hat man, nachdem das Mausoleum des Kaisers der Finsternis der Jahrhunderte entrissen die verstreuten Reste des Friedensaltars erneuert und die alten Einengungen beseitigt wurden, mit prächtigen Straßen, Gebäuden und Häusern, wie sie der menschlichen Würde entsprechen, zu schmücken beschlossen. Im Jahre 1940, dem 18. Jahr der Faschistischen Revolution“.

Durch die Inschrift wird die politische Inszenierung der Antike hervorgehoben. Das Regime geht hier sogar einen Schritt weiter, denn der Platz und die stattgefundene Erneuerung erhält durch die Berufung auf den Totengeist des ersten Kaisers einen geradezu sakralen Charakter.

 

Das Ergebnis dieser städtebaulichen Veränderung

Abschließend kann resümiert werden, dass am Ende der Platz keineswegs die an ihm gestellten Erwartungen durch Mussolini für den Duce erfüllte. Zwar ist die Piazza einer der größten Piazze in Rom, jedoch gilt sie auch als eine der hässlichsten Plätze der Stadt. Schließlich wurde die geplante Verkehrsanbindung nie durchgeführt. Als Ergebnis erhielt die Piazza ein Design, welches auf drei Seiten durch Verkehrsstraßen versperrt wurde, während im Süden ein Parkplatz für die angrenzenden Geschäfte und Restaurants liegt, welcher ebenfalls einen einfachen Zugang zur Piazza verhindert. Verstärkt wurde dieser isolierte Charakter durch die Einschließung in Form der faschistischen Neubauten.

Erkundungsfragen:

  • Welche Rolle scheint die behauptet Kontinuität von Antike und Faschismus für das faschistische Regime gespielt zu haben und wie wurde dies bei der Platz-Konzeption berücksichtig bzw. umgesetzt?  
  • Welche Rolle spielt dabei insbesondere der erste römische Kaiser Augustus?

 

Vertiefende Literatur:

  • Bodenschatz, Harald and Daniela Spiegel: Städtebau für Mussolini. 2nd Aufl. Berlin: DOM Publishers. 2013.
  • Brock, Ingrid: Das faschistische Erbe im Herzen Roms – Das Beispiel Piazza Augusto Imperatore. In: Wissenschaftliche Zeitschrift / Hochschule für Architektur und Bauwesen, Jahrgang 41,1995, Heft 4/5, S. 129 - 156.
  • Fugate Brangers, Susan: Political Propaganda and Archaeology. The Mausoleum of Augustus in the Fascist Era. In: International Journal of Humanities and Social Science, 2013, Vol.3 No. 16, S. 125 – 135.
  • Visser, Romke: Pax Augusta and Pax Mussolniniana. The fascist cult of the romanitá  and the use of “Augustan” conceptions at the Piazza Augusto Imperatore in Rome, in: P. Van Kessel (Hg.), The power of imagery: Essays on Rome, Italy and imagination, Oreste 1993, 109-130.  

Ort Roma
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