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Prunkvolles Foyer

Foyer

10. PRUNKFOYER

Publikumsliebling unter den Räumen des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden ist das prächtige Prunkfoyer. Das aber war nicht von Anfang an Teil des Theaters. Es wurde erst acht Jahre nach dessen Eröffnung nachträglich an das Große Haus angebaut. Man hatte es beim Bau des Theaters sozusagen »vergessen«. Nach und nach wurde deutlich: Es fehlt ein repräsentativer Raum, in dem sich auch Kaiser Wilhelm II. standesgemäß zeigen konnte. Das Vestibül im Haupteingang des Theaters eignete sich dafür mit der Zeit nur noch bedingt. Besonders während der festlichen Aufführungen der Internationalen Maifestspiele trat dieser Umstand beinahe schmerzlich zu Tage.

Dem wurde 1902 Abhilfe geschaffen. Der Wiesbadener Stadtbaumeister Felix Genzmer entwarf ein pompös überkuppeltes Foyer im reichhaltig dekorierten Neobarockstil. Die Gestaltung des Deckengemäldes übernahm der Wiesbadener Maler Kaspar Kögler, der auch schon die Decke im Großen Haus gemalt hatte. Die Foyerdecke zieren allegorische Darstellungen der Künste – Tanz, Schauspiel, Bildhauerei, Architektur – und Szenen, die die Anbetung der Kunst zeigen.

Das Foyer ist ein Rangfoyer und zitiert damit die Gliederung des Zuschauerraums des Großen Hauses. Die Zuschauer mit Karten im Parkett durften unten die Pause verbringen, Zuschauer mit Plätzen im ersten Rang verbrachten sie in der ersten Etage. Die Besucher, die Karten für Plätze im 2. Rang hatten, konnten dem bunten Treiben im Foyer von den oberen Balkonen aus zusehen. Dem Publikum im 3. Rang blieb der Blick ins Foyer verwehrt.

Auf dem breiten Treppenabsatz der Freitreppe, die aus der unteren Etage in den ersten Rang führte, hatte der Kaiser Platz, sich in den Pausen seinem Volk zu zeigen. Unter dem Baldachin, einem Hermelinmantel, auf den sich der gekrönte Reichsadler herunterstürzt, und der von zwei leichtbekleideten Damen mit Palmwedel und Lorbeerkranz eingerahmt ist, präsentierte er sich seinen Untertanen. Wobei er sich – so scheint es – viel lieber selbst betrachtete: Im Spiegel gegenüber. Über der heutigen Theke der Theatergastronomie, ist eine große Spiegelfläche angebracht, in der sich der Kaiser in seiner ganzen herrschaftlichen Pracht selbst bewundern konnte. Was der Kaiser von seinem Platz unter dem Hermelinmantel aus nicht sehen konnte: Ein kleines, verstecktes Selbstportrait des schnauzbärtigen Foyerarchitekten Felix Genzmer im Kunstmarmor unter der Galerie.

Das Foyer ist heute nicht nur ein Raum, der während der Vorstellungspausen zum Verweilen einlädt. Es ist auch Veranstaltungsstätte für Kammerkonzerte, Liederabende, Podiumsdiskussionen und viele weitere Sonderformate im Programm des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden.

Ort Wiesbaden
Autor WI Congress Mar...
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Lizenz Unbeschränktes Nutzungsrecht (Public Domain)
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Sven-Helge Czichy
Zugeordnete Touren Jubiläumstour Hessisches Staatstheater

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