Reichsstädter Straße

Haben Sie den kleinen Sprung in die Reichsstädter Straße geschafft? Wunderbar! Zu meinen Zeiten hieß die Straße ja noch Hauptstraße. Wenn Sie mich fragen, ergibt das auch viel mehr Sinn! Gemeinsam mit dem nahen Marktplatz hinter Ihnen links um die Ecke bildet diese nämlich den L-förmigen Straßenmarkt der Stadt. Jeden Mittwoch und Samstag treffen sich hier die Aalener zum Einkaufen – und natürlich auf einen kleinen Schwatz. Das war auch schon zu meiner Zeit so und wahrscheinlich schon, seitdem es Aalen überhaupt gibt. Warum Markt und Stadt so zusammengehören? Nun: In Aalen treffen mehrere Handelswege aus Franken, Bayern und Schwaben zusammen. Dank des Handels entwickelte sich eine Siedlung, die sich vor über 700 Jahren in eine Stadt verwandelte. Mit Stadtmauern und Toren und allem, was dazugehört. Die Händler aus dem Fränkischen erreichten Aalen durch das Ellwanger Tor. Das stand ungefähr dort am Straßenende, wo Sie gerade hinschauen. Wollten die Händler übernachten, gab es für sie hier in der Hauptstraße – Entschuldigung – „Reichsstädter Straße“ gute Übernachtungsmöglichkeiten. Zum Beispiel die Gasthäuser „Zum Bären“ und „Zum Lamm“. Die namensgebenden Tiere sind heute noch an den Gebäuden verewigt. Sehen Sie sie? Kleiner Tipp: Sie leuchten golden! Zurück zu den Händlern: Hatten die im „Bären“ bestens genächtigt, konnten sie tags darauf ihre Reise fortsetzen. Ursprünglich verließen sie die Stadt durch ein zweites Tor ganz am Ende des Marktplatzes. Das ist da, wo heute das große Rathaus aus Beton steht. Allerdings war das keine so gute Idee. Von Süden her drückte nämlich unser Fluss, der Kocher, gegen die Stadtmauern. Immer wieder war dieser Eingang zur Stadt überschwemmt. Aber Aalener sind bekanntlich erfinderisch und bauten sich ein neues Törlein im Westen der Innenstadt: das Gmünder Tor. Da geht es jetzt auch hin! Kleiner Tipp: Wenn Sie einen Blick auf die alte Stadtmauer unterwegs erhaschen wollen, nehmen Sie den kleinen Durchgang durch das stattlich-goldene „Alte Rathaus“. Wo ich einst die Stadt regierte, gibt es heute viel Kultur und gutes Essen.