ao-6788-10094-1626452165.jpg New
Original Image Old
volume_down Audio
close
comment Kommentieren
share Teilen
info Infos

Schubarthaus

Schubarthaus: Unser Schubart

Sie stehen nun vor Schubarts Elternhaus. In dieses Haus zogen seine Eltern ein Jahr nach Schubarts Geburt ein. Schubart Senior hatte 1740 nämlich hier in der Reichsstadt eine Anstellung als Pfarrvikar erhalten. Der junge Schubart empfand sich als dumm und faul. Letzteres mag sein, an Talent allerdings mangelte es ihm nicht. Schon mit acht Jahren übertraf er seinen musischen Vater am Klavier, komponierte selbst. Mit 19 schickten ihn seine Eltern auch deswegen zum Studium nach Erlangen. Theologie sollte er lernen, verbrachte aber seine Studienzeit – nun ja – etwas anders. Er selbst schrieb: „In Erlangen war ich in meinem Elemente. Frei, ungebunden durchstreifte ich tobender Wildfang Hörsäle, Wirtshäuser, Konzertsäle, Saufgelage – studierte, rumorte, ritt, tanzte, liebte und schlug mich herum.“ Von wegen also: Früher hätte es sowas nicht gegeben! Damals aber ging es nicht gut. Nach zwei Jahren brach er das Studium ab und schlug sich zunächst als Hauslehrer durch. 1764 erhielt er eine erste feste Anstellung: Schulmeister in Geislingen. Das war tatsächlich so spannend, wie es klang. Fünf Jahre überlebte der freiheitsliebende Schubart in der schattigen und beengten Fünftälerstadt. Dann holte ihn niemand anderes als Karl Eugen – Herzog von Württemberg – ins glamouröse Ludwigsburg. Nun ja, „glamourös“ wie es in Württemberg eben möglich ist. Dort aber – am Hofe – lebte er wieder auf. Als Organist und Kapellmeister beglückte er die Kirchgänger. Als Charmeur – obwohl verheiratet – auch so manche junge Frau. Letzteres hätte ihm der Herzog vielleicht durchgehen lassen. Karl Eugen war ja selbst nicht von schlechten Eltern. Problematischer war Schubarts „schlechte“ Eigenschaft, in Ludwigsburger Wirtshäusern nach fünf Halben etwas zu ehrlich zu werden. Seine Schimpftiraden gegen alles und jeden waren in Ludwigsburg legendär. Selbst die Mätresse des Herzogs nannte er eine „Lichtputze, die glimmt und stinkt“. Schubart hatte den Bogen überspannt: 1773 verjagte ihn der Herzog aus Württemberg. Was manchen Mann gebrochen hätte, ließ Schubart aber erst erblühen. In den folgenden vier sogenannten Wanderjahren fand er nämlich sein Lebensthema: Die Kritik gegen Fürstenwillkür und Doppelmoral. In seiner „Deutschen Chronic“, eine Art Zeitung, kritisierte er die fürstliche Mätressenwirtschaft genauso wie den Soldatenverkauf an England im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die Geschichte kennen Sie ja vielleicht auch aus „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller. Und das ist sicher kein Zufall. Die jungen Stürmer und Dränger wie Schiller und Goethe sogen die kraftstrotzende Sprache Schubarts wie Muttermilch auf. In Schillers „Räuber“ oder Goethes „Werther“ wurde diese Sprache weltberühmt. Unserem Schubart aber brachte sein Mut kein Glück. 1777 ließ ihn Herzog Karl Eugen entführen. Zehn Jahre lang schmorte er in der Landesfestung Hohenasperg. Gebrochen verstarb er 1791 in Stuttgart; ausgerechnet Stuttgart! Die Aalener aber vergaßen ihn nicht: Eine Schule, eine Jugendherberge, ein Literaturpreis, eine Straße und sogar drei Denkmäler widmeten sie ihm. Aalen – eine echte Schubartstadt!

Ort Aalen
Autor Tourist-Info Aalen
Kategorien
Stadtbild
Tourismus
Erinnern
Suchbegriffe / Tags
Lizenz Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle
Stadtarchiv Aalen
Urheber
Urheber Vergleichsbild
Tourist-Info Aalen
Lizenz Vergleichsbild Alle Rechte vorbehalten
Zugeordnete Touren Stadtgeschichte erleben mit Aalens erstem OB

Satellitenansicht