Stadelgasse

Ihnen ist es gewiss schon aufgefallen: In der Stadelgasse sind die Häuser schon um einiges ansehnlicher als in der Beinstraße gerade, oder? Hier lebten Jahrhunderte lang vor allem Gerber, die als Nebenerwerb in kleiner Form Landwirtschaft betrieben. Daran erinnert noch heute das stattliche Haus Aysslinger am Ende des Weges. Wenn Sie später um das Haus herumgehen möchten, erkennen Sie noch ein Tor, in das kleinere Fuhrkarren für die Landwirtschaft hineinfahren konnten. Bereits zu meiner Zeit war diese Form des Ackerbürgerdaseins fast ausgestorben. Inzwischen verdienten die meisten Leute ihren Haupterwerb in der Industrie und hielten sich höchstens noch einen kleinen Garten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwandelte sich die Aalener Altstadt noch einmal grundlegend – und damit komme ich zurück auf Oberbürgermeister Schübel. Den hatten die US-Amerikaner zwar im Juli 1945 wegen seiner NS-Vergangenheit abgesetzt. Fünf Jahre später allerdings wählten die Aalener ihn mit großer Mehrheit wieder zum Rathauschef. Seine politische Vergangenheit interessierte die wenigsten. Entweder weil sie seine Ansichten teilten oder weil ihnen einfach wichtiger war, dass Schübel als Macherpersönlichkeit Aalen weiterbringt – so wie vor dem Krieg. Ihm half bestimmt, dass im Wirtschaftswunderland BRD die Industrie brummte und die Gewerbesteuern flossen. Aalen leistete sich so einiges: eine Hochschule für Ingenieure, ein Limesmuseum, blitzblanke Straßen, eine prächtige Stadthalle für die Kultur, ein Hallenbad und nicht zuletzt das große neue Rathaus von 1975. Aalen wuchs und wuchs vor allem in die Breite. Die Bewohner der Altstadt hatten ihre dunklen Häuschen satt. Sie bauten sich dank günstiger Kredite schöne Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese. In den leeren Häusern der Altstadt wollten lange Zeit nur Studenten wohnen. Mitte der 1970er Jahre war die Altstadt zum Sorgenkind geworden. Zu viele Autos knatterten durch schmutzige Gässchen an Baubrachen vorbei. Eine Wiedergeburt feierte die Altstadt erst mit einer kleinen, feinen Idee! Dazu gleich mehr!