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Stadtkirche

Stadtkirche: Kirchturm, Wirtshaus und Forellen

Die Zeiten kommen und gehen, die Gasthäuser bleiben! Bevor ich Ihnen aber die historische Bierhalle und seinen berühmtesten Stammgast direkt rechts vor Ihnen vorstelle, wenden Sie doch bitte Ihren Kopf nach links: zum stattlichen Turm der barocken Stadtkirche, 36 Meter hoch. Der Turm des gotischen Vorgängerbaus von 1685 war 46 Meter hoch. Zehn Meter zu viel für den feuchten Untergrund der Aalener Altstadt. Um 1760 beschwerte sich der Aalener Türmer immer wieder bei den Ratsherrn: Der Turm grollte unheimlich des Nachts und immer mehr Risse zeigten sich im Gemäuer. Die Ratsherren zeigten sich unbeeindruckt. Ein Fehler: Am 28. Mai 1765 kam es zur Katastrophe. Der Turm stürzte in das Kirchenschiff und begrub zwei Kinder des Türmers unter sich. Die Kinder tot, die Kirche zerstört – das erweichte die Herzen der Menschen nah und fern. In Stuttgart, Ulm, Schwäbisch Gmünd und Nürnberg sammelte man für Aalen. Der Geldsegen ermöglichte es den Aalenern rasch, eine neue – die heutige Stadtkirche – zu bauen. Man konnte sich sogar erstklassige Künstler leisten wie den Maler Anton Wintergerst. Seinen Pinsel haben Sie bestimmt im Deckengemälde bei der Orgel erkannt.

Nun aber zu dem Herrn, den Sie rechts vor sich an der Ecke des Wirtshauses Bierhalle erkennen können. Der Mann heißt Christian Friedrich Daniel Schubart und ist wohl der bekannteste Aalener, auch wenn er gar nicht in Aalen geboren ist; aber dazu später. Schubart liebte vor allem die Musik. Sein berühmtestes Stück kennen Sie ganz sicher, wenn auch in der späteren Interpretation von Franz Schubert:
In einem Bächlein helle,
Da schoß in froher Eil
Die launische Forelle
Vorüber, wie ein Pfeil:
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süßer Ruh
Des muntern Fischleins Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ich gebe es zu, die Melodie von Franz Schubert ist eingängiger. Schubart konnte aber nicht nur komponieren, er konnte auch herausragend schreiben. Er war Schriftsteller und Journalist, ein Mann der Aufklärung und ein Gegner der Fürstenwillkür. Dafür ehren ihn die Aalener bis heute zum Beispiel mit dem Schubart-Literaturpreis. Den großzügig dotierten Preis haben schon bekannte Schriftsteller wie Daniel Kehlmann, Saša Stanišić und Alice Schwarzer erhalten. Allesamt mutige Edelfedern, die sich wie Schubart wortgewaltig für die Freiheit einsetzen. Doch nicht nur die Aalener mögen ihren Schubart. Auch Schubart liebte seine Aalener, wie sie waren und sind; nämlich so:

„Geschäftig, wild und stark wie ihre Eichen, trotzige Verteidiger ihres Kittels, ihrer Misthaufen und ihrer donnernden Mundart“. Gern trank Schubart mit ihnen in seiner Lieblingskneipe: die heutige Bierhalle direkt rechts vor ihnen. Die hatte für ihn nämlich den unbestreitbaren Vorteil, dass man nach fünf Halben, so heißt hier das Bier, durch die Hintertür direkt ins elterliche Haus fallen konnte. Und dort – nach einem kleinen Sprung durch die Gasse vor der Bierhalle – hören wir uns gleich wieder.

Ort Aalen
Autor Tourist-Info Aalen
Kategorien
Stadtbild
Tourismus
Erinnern
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Stadtarchiv Aalen
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Tourist-Info Aalen
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