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1927 2021
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Synagoge Breisach 1927

Synagoge Breisach, mit Walter und Leopold Breisacher

Mein Name ist Hans David Blum. Ich bin in der Nähe der Synagoge, hier in der Judengasse, aufgewachsen. Das Foto zeigt unser Gotteshaus im Jahr 1927. Damals war ich gerade acht Jahre alt. Vor der Synagoge steht mein Freund Walter mit seinem Großvater Leopold Breisacher. Das ist lange her. 

Wenn ich heute Breisach besuche und auf dem Synagogenplatz stehe, kommen mir sowohl bittere als auch gute Erinnerungen. Bittere deshalb, weil das Gotteshaus - wie in fast allen Orten in Deutschland und Österreich - am 10. November 1938 von SA und SS-Männern angezündet und niedergebrannt wurde. Gute Erinnerungen, weil die Stadt den leeren Platz mit einem Mahnmal erhalten hat. 

In der Nachbarschaft wurden damals unschuldige Menschen geschlagen, Geschäfte geplündert und die Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Die meisten kamen nach einigen Wochen zurück, kahlgeschoren und vollkommen verstört. Sie mußten schweigen über das, was sie erlebt und gesehen hatten. Metzger Bernheim und Emil Grumbach wurden in Dachau erschlagen. Und Kantor Michael Eisemann nahm sich nach seiner Entlassung aus dem KZ das Leben. Manche sagen, das war der Tag, als der Holocaust begann. 

Die Synagoge war der Mittelpunkt unseres religiösen Lebens! Die Zerstörung ging uns allen mitten ins Herz. 

Wie hat sich die Gemeinde geholfen? - Meine Eltern haben gleich ihr Wohnzimmer für die Gottesdienste zur Verfügung gestellt, bis im Gemeindehaus, man kann es von hier aus sehen, Gemeindevorsteher Hermann Bähr und Julius Rosenberg heimlich einen Betraum einrichteten. 

Über die Synagoge und die Geschichte der Gemeinde wäre noch viel zu erzählen! Die Synagoge von 1710, die erste am Oberrhein, wurde im großen Feuer 1793 zerstört, durch die Franzosen. Die wachsende Gemeinde brauchte eine neue Synagoge und baute daneben die Mikwe, das Frauenbad. Die Gemeinde blühte: 1850 war fast jeder fünfte Breisacher jüdisch! Dann kamen endlich die gleichen Rechte für Juden. Die Freude war groß! Die Folge war, dass die Gemeinde schrumpfte: wer konnte, ging in die Stadt, wo es mehr Arbeit gab. Die Zeit für das wichtige Bezirksrabbinat in Breisach ging zu Ende, das Amt wurde dann bald in Freiburg eingerichtet.

 

Bilder und Quellen zur anschließenden Hörszene

In der Hörszene lesen Hans David Blum und sein Freund Walter Breisacher  von der Gedenktafel in der Synagoge die  11 Namen der im Weltkrieg Gefallenen der Jüdischen Gemeinde.

Auszug aus der Breisacher Zeitung Nr. 116 vom 27. September 1921

“Eine würdige und tiefen Eindruck hinterlassende Gedenkfeier war es, welche die hiesige Israelitische Gemeinde am heutigen Sonntage, an dem allgemeinen Gedächtnistage ihrer Toten, ihren für das Vaterland gefallenen Glaubensbrüdern veranstaltete. Die schlichte Feier vereinigte die ganze Gemeinde und viele eingeladenen Gäste dieser Stadt, darunter die staatlichen und städtischen Vertreter und Vertreter der verschiedenen Konfessionen und Vereine zu einem Gedächtnisgottesdienst der gefallenen Krieger enthüllt wurde. Ein Harmoniumvorspiel, Solo- und Chorgesang bildeten die Einleitung, worauf Herr Studiosus Siegfried Bergheimer einen tief ergreifenden Nekrolog vortrug, in der er im einzelnen der 11 Gefallenen gedachte, die nicht mehr unter uns weilen.”

 

Ort Breisach am Rhein
Autor Blaues Haus
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Lizenz Unbeschränktes Nutzungsrecht (Public Domain)
Bildquelle
Stadtarchiv Breisach am Rhein
Urheber
unbekannt
Urheber Vergleichsbild
Blaues Haus Breisach
Lizenz Vergleichsbild Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle Vergleichsbild Blaues Haus Breisach
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