Uni-Bibliothek I 1911

Als erstes Bauwerk des neuen Universitätszentrums wird 1903 nicht das Kollegiengebäude I, sondern die Universitätsbibliothek fertig gestellt.

Noch Ende des 18. Jahrhunderts reicht ein umgebauter Festsaal des Jesuitengymnasiums für die Buchbestände der Universität aus. Während der Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts bekommt die Universitätsbibliothek bedeutenden Zuwachs aus den aufgelösten Klosterbibliotheken. Hinzu kommt ab der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den steigenden Studentenzahlen auch ein gewaltiges Anwachsen des universitären Lesestoffs. Wo heute die Rombach Buchhandlung an der Bertoldstraße steht, platzt daher Ende des 19. Jahrhunderts das alte Gebäude der Uni-Bibliothek aus allen Nähten.

Ein passendes Gelände für einen Neubau wird an dieser Stelle zwischen Rempart- und Humboldtstrasse gefunden. Die mittelalterliche Paradiesmühle steht seinerzeit noch im Weg, ist aber schnell abgerissen, und nach sechs Jahren Bauzeit finden die Bücher in einem prunkvollen Neogotik Bauwerk ihr neues Zuhause. Trotz äußerlichem Prunk halten sich die Kosten im Rahmen mit ca. 580 000 Goldmark, nach heutiger Kaufkraft 3,5 Mio. Euro. Nach seinem Architekten Carl Schäfer, Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe, wird das Gebäude auch als Schäfer-Bau bezeichnet.

Bei der Bombardierung 1944 wird der zur Rempartstraße gelegene Südflügel des Gebäudes stark beschädigt. Der Wiederaufbau dauert bis 1957 und beinhaltet einen seltsam vorspringenden Beton-/Glas Fremdkörper. Vielleicht geht es dabei um die dauerhafte Sichtbarmachung von Kriegsschäden. Bereits wenige Jahre nach Abschluss des Wiederaufbaus kristallisiert sich heraus, dass die Erweiterungsmöglichkeiten des Gebäudes für die Bibliotheksbestände nicht ausreichen werden. Exakt 75 Jahre nach Einweihung ist im Jahre 1978 der Nachfolger für den Schäfer-Bau fertig erstellt. In den 80er Jahren erfolgt der Umbau der einstigen Bibliothek zum Kollegiengebäude IV.