Vierzehnnothelferkapelle um 1927
Bis ins Jahr 1927 lud an der Basler Straße in damals noch ländlicher Umgebung die „Vierzehnnothelferkapelle“ zum Gebet ein. Das heute beinahe vergessene Kirchlein wurde ein frühes Opfer des Straßenbaus: Es stand einer Verbreiterung und Tieferlegung der Basler Straße im Weg.
Die Basler Straße war bis zu ihrem Ausbau eine schmale Landstraße und querte die Hauptbahnlinie etwas nördlich der heutigen Unterführung mittels eines schienengleichen Bahnübergangs. Die Kapelle stand stadtauswärts kurz vor dem Bahnübergang an der linken Straßenseite. Über ihre Geschichte ist nicht viel bekannt. Fest steht, dass sie im Jahre 1856 erbaut wurde und eine ältere Kapelle ersetzte, welche die Jahreszahl 1699 getragen hatte. Es ist anzunehmen, dass auch dieses Gotteshaus einen Vorgängerbau hatte, der vermutlich im Zuge der zahlreichen Belagerungen Freiburgs beschädigt oder zerstört wurde.
In den 1920er Jahren begann die Reichsbahn mit Planungen für die Errichtung eines großen Lokomotivschuppens. Hierdurch wurde eine Verlegung der Basler Straße um fünfzig Meter nach Süden und eine Neutrassierung auf etwa fünfhundert Metern Länge erforderlich, der die Nothelferkapelle im Weg stand. Die Straßenbaupläne überraschen durch eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Großzügigkeit. In elegantem Schwung sollte eine zwanzig Meter breite Trasse als Rampe zwischen hohen Böschungen unter der Hauptbahn hindurchführen. Die Fachleute hielten es für notwendig, „eine möglichst gerade Linienführung vorzusehen und einen Straßenquerschnitt zu wählen, der den Bedürfnissen eines gesteigerten Schnellverkehrs in vollem Masse genügt“, wie es in einer Planvorlage aus dem Jahre 1926 heißt.
Im März 1927 verkaufte die katholische Kirchengemeinde Wiehre-Adelhausen die Nothelferkapelle für 4600 Reichsmark auf Abbruch an die Stadt; im selben Jahr wurde sie abgebrochen. Kurz nach dem Abriss wurde die Straße verbreitert und tiefer gelegt. Die Fotografie zeigt die Situation, wie sie heute noch besteht. Der ehemalige Standort der Kapelle „schwebt“ etwa in der Bildmitte über den Stadtbahngleisen.
(Joachim Scheck | www.vistatour.de | Facebook | 16.10.16)
Ort | Freiburg im Breisgau |
Autor | joescheck |
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