Heidenhöhlen (1) 1845

Die Molassefelsen zwischen Überlingen und Sipplingen bildeten früher eines der beeindruckendsten Landschaftsbilder im süddeutschen Raum und gehörten zusammen mit den legendären, in die Felsen gehauenen, „Heidenhöhlen“ zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Bodensees, die damals in keiner Reisebeschreibung fehlen durften. Ihr „Verschwinden“ ist ein frühes Beispiel für eine großangelegte Umweltzerstörung durch Straßenbau.

Nordwestlich des heute zu Überlingen gehörenden Dorfes Goldbach reichten die steil abfallenden Felsen an mehreren Stellen direkt bis an das Seeufer. Sie waren der Grund, warum bis ins Jahr 1850 keine fahrbare Uferstraße zwischen Ludwigshafen und Überlingen bestand. Fuhrwerke mussten die Passage großräumig umfahren; ein Teil des Güterverkehrs wurde per Schiff abgewickelt. Zwischen Sipplingen und Überlingen gab es lediglich einen Saumpfad, der im Uferbereich nur bei Niedrigwasser passierbar war. Bei höheren Wasserständen mussten die Felspartien über schmale, in die Molasse gegrabene Hohlwege umgangen werden.

Nach langen Diskussionen wurde in den 1840er Jahren der Bau einer fahrbaren Uferstraße zwischen Ludwigshafen und Überlingen beschlossen. Für das 1846 begonnene und 1850 vollende Projekt wurden die ufernahen Bereiche der Felsformationen und die darin befindlichen Heidenhöhlen durch Sprengung zerstört. Der östliche Teil der Hohlräume war zunächst erhalten geblieben, galt nach dem Zweiten Weltkrieg aber als einsturzgefährdet und wurde 1960 bis auf einen kleinen Rest ebenfalls weggesprengt. Die Entstehungsgeschichte der teils mit gotischen Architekturformen ausgestatteten Höhlen ist bis heute unklar und wird es wohl auch weiter bleiben, da die in den 1840er Jahren zerstörten Räume nur dürftig, die bis 1960 verbliebenen Räume so gut wie gar nicht wissenschaftlich dokumentiert wurden.

Weitere Bilder und Infos zum Thema:
> Heidenhöhlen (2)
> Heidenhöhlen (3)

Joachim Scheck | www.vistatour.de |  Facebook  | 26.6.18