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Stolpersteine d. Henleins 2009

Elise und Max Henlein, Adolf-Hitler-Straße 11

In der Adolf-Hitler-Strasse 11 wohnte die 58-jährige Elise Henlein mit ihrem Mann Max Henlein, der 59 Jahre alt war.  Die Gruppe von NSDAP-Sympathisanten, die auch schon andere Häuser im Ort überfallen hatte, drang gewaltsam in das Haus der Henleins ein. Der schwerhörige Herr Henlein, der fassungslos und mit Entsetzen feststellte, dass sich unter den Schlägern auch einer seiner Nachbarn befand, mit dem er nie irgendwelche Differenzen hatte, versuchte direkt die Zerstörung seines Anwesens zu verhindern, indem er auf seine Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz erster und zweiter Klasse aus dem 1. Weltkrieg hinwies. Der Nachbar rief aber nur "halts Maul du dreckiger Judd" und begann die Inneneinrichtung zu zerlegen.  Die Nazis wollten anschließend das Henleinsche Haus niederbrennen. Dies konnte nur durch die penetrante Intervention des Landwirts Nikolaus Schmitt verhindert werden, der fürchtete, dass seine nebenliegende strohgefüllte Scheune abbrennen würde. Stattdessen verbrannte der Trupp die aus dem Fenster geworfenen Einrichtungsgegenstände und Habseligkeiten des Ehepaares.

Wie Herrn Henlein ging es vielen Juden: Noch vor wenigen Jahren dienten sie ihrem Vaterland Deutschland im Krieg gegen den Rest der Welt, doch dann waren alle Verdienste aus vergangenen Zeiten nichts mehr wert, es zählte nur noch die Religionszugehörigkeit, die Sexualität oder eine Behinderung (auch Homosexuelle und Menschen mit Behinderung (physisch und psychisch) wurden verfolgt). Kennzeichnend für die Rassentheorien ist das stumpfe Herunterbrechen einer Gruppe von Menschen, die einen gemeinsamen Nenner haben, auf bloße zusammenhangslose Fakten oder gar Klischees. Dabei dürften viele der von Hitler eingebrachten Vorurteile und "Gründe" für den Völkermord an den Juden reine Eigenreflexionen gewesen sein. Nicht zuletzt ging es den Plünderern vor allem um psychische Selbstbereicherung, so zum Beispiel im Falle der wohlhabenden Familie Kahn aus der Adolf-Hitler-Strasse 81. Hier ist anzunehmen, dass sich in der fanatischen Zerstörung deren Eigentums auch der Neid auf bessergestellte Mitbürgerinnen und Mitbürger abgebildet hat..

Ort Mainz
Autor hiztory
Kategorien
Straße/Verkehr
Suchbegriffe / Tags
Mainz
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Pogrom
Juden
Lizenz Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle
Beer Mainz
Urheber
Marcus Beer
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