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1900 2018
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Synagoge Köln, Roonstr 50 1900

Einzige wiederaufgebaute Synagoge von 6

Heute gibt es eine einzige jüdische Synagogen-Gemeinde, die ihren Schabbat-Gottesdienst in der großen wieder aufgebauten Synagoge in der Roonstraße feiert. Nach der Verwüstung in der Reichspogromnacht (siehe Augenzeugenbericht) und der Zerstörung durch die Bombardierungen bei Kriegsende wurde sie nach dem Krieg bis 1959 wiedereröffnet. Gleich an Weihnachten kam es zu einer Schändung der Außenfassade, was Kanzler Adenauer zum Thema seiner Neujahresansprache machte. Um die schwer beschädigte Thora-Rolle gibt es eine positiv bewegende Geschichte: Der katholische Priester Gustav Meinertz hatte sie während des Pogroms 1938 aus dem brennenden Gebäude gerettet, versteckt und der Gemeinde nach dem Krieg zurück gegeben, die damals noch 50 Mitglieder zählte! (http://de.radiovaticana.va/stori...ölner_synagoge_erhält_thora_zurück/ted-166539)

Augenzeuge Theo Burauen hat folgenden Bericht hinterlassen:

„Als mich am Morgen der „Reichskristallnacht“ mein gewohnter Weg zur damaligen Arbeitsstätte an der Synagoge in der Roonstraße vorbeiführte, stand dort eine wildschreiende und gestikulierende Menge.

Übernächtigte, verdreckte Gestalten mit und ohne SA-Uniformen, berieten, sich in Großmäuligkeit gegenseitig überbietend, wie man wohl am besten den Davidstern von der Kuppel herunterholen könne.

Vor mir bot sich ein Bild der Zerstörung und des Grauens. Glas, Holz, Möbel, Gardinen, Bettzeug, Hausrat, Kleidung, alles lag wirr durcheinander, zum Teil zerschlagen und zerfetzt, zum Teil angesengt, im Vorhof und auf dem Bürgersteig. Aus leeren Fensterhöhlen zogen dünne Rauchschwaden – es roch nach kaltem Brand.

Auf einem mit angebrannten Ziegeln bedeckten Dach eines kleinen Anbaues neben dem rechten Eingangstor klebte eine große Blutlache. Hier hatte man einen Menschen kopfüber aus dem darüberliegenden Fenster auf die Straße geworfen.

Ich schloß meine Augen - es fror mich – meine Hände krampften sich zusammen. Ohnmächtig gegen diese randalierende Übermacht ging ich von dannen. Das Bild der Blutlache blieb vor meinen Augen stehen.

In der Mittagspause kam ich wieder dort vorbei. Es waren die letzten Minuten des Triumphes angebrochen.

Oben sägten Männer am eisernen Gestänge des Sterns. Unten zogen andere an einem langen Seil. Dann kam ein Aufschrei! Kratzend und polternd rutschte und schlug das Symbol des Gotteshauses über die Kuppel und an der Fassade des Gebäudes herunter auf die Straße.

Und dann begann der Veitstanz jener vertierten, entwurzelten Kreaturen ob ihres vermeintlichen Sieges.

Wieder schloß ich die Augen für einen Moment, aber dann nahm ich wahr, daß ich nicht allein stand. Es gab noch Bürger, die mit Abscheu, Ekel und Entsetzen still protestierend Zeugen dieses erbärmlichen Schauspiels gewesen sind. Ich bin sicher, daß sie mit mir dachten: Das also ist das Volk, das sich dünkt und den Anspruch erhebt, ein Kulturvolk zu sein. 

Ich habe mich nie in meinem Leben so geschämt, wie an jenem Tag: Das Bild der Blutlache ist vor meinen Augen geblieben bis zum heutigen Tage.

Ich werde es nie verlieren.“

Stadt Köln (Hrsg.): Jüdisches Schicksal in Köln 1918 -1945 : Unterrichtsmaterialien, 12.2

Mehr über den Projektverlauf der Schülergruppe der Lise-Meitner-Gesamtschule Köln-Porz unter: Spurensuche ehemaliger Synagogen Kölns.

Ort Köln
Autor LMG Porz
Kategorien
Synagoge
Suchbegriffe / Tags
Synagoge Roonstraße Köln
Lizenz Unbeschränktes Nutzungsrecht (Public Domain)
Bildquelle
Pracht, Elfi: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil I: Regierungsbezirk Köln. Köln 1997. Seite 296; Abb. 154
Urheber
Rheinisches Bildarchiv
Urheber Vergleichsbild
Max Hilberts LMG Köln - Porz
Lizenz Vergleichsbild Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle Vergleichsbild Synagoge Roonstraße - 2018
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