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Schüler LMG-Köln Porz 2018

Das ist die Gruppe die an dem Projekt hart gearbeitet hat.

 Spurensuche ehemaliger Synagogen Kölns.

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Die Schüler*innen Melisa, Max, Alina, Moritz, Lea und Jaceline haben hart gearbeitet. Mit den Ausflügen zu fünf Standorten ehemaliger Synagogen Kölns haben sie in einer Synagogen-Tour ERINNERUNG SICHTBAR GEMACHT.  Zur ehemalige Synagoge Zündorf ist der Zugang ein Besonderer durch den BESUCH der letzten BEWOHNERIN. Mit der Aufarbeitung eines Einzelschicksales wurden sie ZEUGEN einer ZEITZEUGIN,  in zwei Fällen entstand ein BEZUG zur eigenen FAMILIENGESCHICHTE. 

Projektleitung: Klassenlehrer Bernhard Weitzell und Rosita Dienst-Demuth, www.geschichtswerkstatt-fr.de

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Projektverlauf

In der Nazizeit starben Millionen von Menschen in den Vernichtungslagern. Auch von Köln wurden u.a. 1940/41 mehr als 1500 Sinti und Roma und von 1943-45 mehr als 11ooo Juden über den Bahnhof Köln-Deutz deportiert und meist ermordet. Daran erinnert eine Gedenktafel an der Bahnhofstreppe. Heute gibt es eine einzige jüdische Synagogen-Gemeinde, die ihren Schabbat-Gottesdienst in der großen wieder aufgebauten Synagoge in der Roonstraße feiert. Nach der Verwüstung in der Reichspogromnacht (siehe Augenzeugenbericht) und der Zerstörung durch die Bombardierungen bei Kriegsende wurde sie nach dem Krieg bis 1959 wiedereröffnet. Gleich an Weihnachten kam es zu einer Schändung der Außenfassade, was Kanzler Adenauer zum Thema seiner Neujahresansprache machte. Um die schwer beschädigte Thora-Rolle gibt es eine positiv bewegende Geschichte: Der katholische Priester Gustav Meinertz hatte sie während des Pogroms 1938 aus dem brennenden Gebäude gerettet, versteckt und der Gemeinde nach dem Krieg zurück gegeben, die damals noch 50 Mitglieder zählte! 

Beim Besuch des NS-Dokumentationszentrums in Köln staunten wir nicht schlecht. Viele Kölner, egal welche Schulbildung sie haben, wissen nicht, dass es in ihrer Stadt einst 6 Synagogen und noch mehr Gebetsräume sowie etliche soziale jüdische Einrichtungen gab! In der Reichspogromnacht wurden sie alle niedergebrannt oder verwüstet. Wir machten uns auf den Weg und besuchten fast alle ehemaligen Synagogen-Standorte und dokumentierten, was von ihnen übrigblieb. In der Synagoge Roonstraße erhielten wir mit unserer ganzen Klasse eine zweistündige Führung. Alles war so spannend und bewegend, dass wir die Synagogen-Tour erstellten: WER KENNT SIE NOCH? - EHEMALIGE SYNAGOGEN KÖLNS". Die Synagoge Köln-Porz-Zündorf liegt weit weg vom Zentrum. Sie liegt aber unserer Schule am nächsten. Wir haben eine eigene Tour erstellt: "FAST VERGESSEN - SYNAGOGE ZÜNDORF UND FRIEDHOF". Sie fängt mit der Gedenktafel am Deutzer Bahnhof, Ausgang Messe Köln, an. Es folgen die ehemaligen Synagoge Köln-Deutz, Köln-Mühlheim, Köln-Ehrenfeld, Köln-Roonstraße und endet mit dem Standort der ehemaligen Synagoge Köln Glockengasse. Da befindet sich heute seit Jahren die Baustelle der Kölner Oper. Hier fanden wir keine Gedenktafel. Die Menschen im 4711 Haus schräg gegenüber halfen uns sehr hilfsbereit, den ehemaligen Standort zu erkennen.

In einem 10-minütigen Zeitzeugen-Feature, basierend auf einem Telefonat mit Else Geismar-Pripis aus Jerusalem, haben wir einem Einzelschicksal aus Köln nachgespürt. Ihre Jugend verbrachte sie in Emmendingen bei Freiburg. In Köln fand sie Arbeit und wurde von da nach Theresienstadt deportiert. Sie ist heute 95 Jahre alt und hat als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust im Lager Theresienstadt durch viele Zufälle überlebt. Sie hatte vor ihrer Deportation einen wichtigen Bezug zu Kölns größter Synagoge in der Roonstraße. Im Haushalt des letzten Rabbiners wurde sie gesund gepflegt. Die Krankheit Scharlach ersparte ihr die zuerst vorgesehene Deportation nach Minsk. Rabbiner Dr. Caro wurde ebenfalls nach Theresienstadt verschleppt. Er überlebte nicht.

Stolpersteine in der Nähe der Synagoge in der Roonstraße weisen u.a. auf eine Deportation nach Riga/Lettland hin. Das machte unseren Schüler Max stutzig. Mutter von Max kommt aus Riga und hatte ihm schon oft erzählt, dass sie während des kalten Krieges zu bestimmtem Gedenktagen als Schülerin an den Massengräbern der Juden Blumen niederlegte – auch an Orten, wo ehemalige russische Kriegsgefangene in deutschen Lagern erbärmlich verhungerten oder erfroren. Ein Massengrab haben wir als Gedenkort abgebildet.

Da unsere Schule in Köln Porz liegt, entschieden wir uns, nach der ehemaligen Synagoge in Köln – Porz - Zündorf zu suchen. Den Lehrer*innen der Schule ist das damalige jüdische Leben vollkommen unbekannt. Die Synagoge war bereits vor der Reichspogromnacht an einen Nachbar verkauft worden, der sie zum Wohnhaus umbaute. Wir hatten Glück und konnten dessen letzte Bewohnerin der Synagoge Zündorf im Altersheim besuchen. Es entstanden eindrucksvolle Tondokumente und ein spontaner Ausflug zum jüdischen Friedhof Zündorf auf der Anhöhe Rosenhügel.

Eine Schülerin von uns weinte zornig: „Immer nur sprechen wir über den Holocaust. An das Unglück der Yeziden durch den Islamischen Staat denkt niemand!“ Sie hat recht! Wir dürfen zwar nie aufhören, an die Vernichtung der europäischen Juden und anderer Opfergruppen durch die Nazis zu erinnern, der Opfer und ihrer Nachkommen zu gedenken und nach den Tätern zu fragen, aber wir machen das ja auch für die Gegenwart und nach dem Motto: Für die Zukunft lernen! Wir wollen deshalb an die Verbrechen an den Yeziden erinnern, als Beispiel für Völkermord heute – unsere Mitschülerin Alina darf sich mit ihrem Familienschicksal nicht alleine gelassen und vergessen fühlen!

Auf manchen Schulhöfen sind Begriffe wie ‚Juden‘, ´Kurden‘ und ‚Opfer‘ Schimpfwörter. Eine Mitschülerin wollte ein Präsentationsthema ändern, weil der Fußballer Messi ein Jude sei. Wie leichtfertig macht man heute Witze über Juden und Jesiden… und beleidigt sie dabei. Deshalb soll unser Beitrag ein Beitrag gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sein! Dies ist ein Beitrag zur Auszeichnung unserer Schule: SOR - SMC !

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BESONDERER DANK: Abschließend wollen wir uns bei Frau Annika Mühling bedanken! Als Mitarbeiterin in der Bibliothek des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln hat sie uns bei der Zitierung aller verwendeten Bilder und Quellen mit großer Geduld unterstützt und beigestanden!

Lea Eich, Max Hilbertz, Jaqueline Jener, Melisa Sariyer, Alina Scharif und Moritz Schneider

Projektleitung: Bernhard Weitzell, Klassenlehrer, und Rosita Dienst-Demuth, www.geschichtswerkstatt-fr.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ort Köln
Autor LMG Porz
Kategorien
Erinnern
Suchbegriffe / Tags
Wettbewerbsgruppe Köln
LMG
Liese Meitner Gesamtschule
Lizenz Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle
Foto
Urheber
Rosita Dienst-Demuth
Urheber Vergleichsbild
Rosita Dienst-Demuth
Lizenz Vergleichsbild Alle Rechte vorbehalten
Bildquelle Vergleichsbild Recherchierende Schülerinnen im NS-Dokuzentrum Köln

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Kommentare

Bild des Benutzers LMG Porz

Das Thema war sehr prickelnd aber auch erschöpfend. Trotzdem haben wir es zusammen als Gruppe geschafft, die Projektarbeit in vier Etappen sinnvoll zu beenden. Obwohl das Thema so bedrückend ist, hatten wir auch viel Spaß auf den Unternehmungen und in der Schule. Mir war nicht bewusst, dass so viele jüdischen Gemeinden in Köln ausgelöscht wurde. Lange hatten sie vor der Nazizeit in guter Nachbarschaft mit den christlichen Mitbewohnern Hand in Hand gelebt.

Melisa Sariyer, LMG Köln-Porz