Warenhaus S. Knopf 1930
Das Freiburger Warenhaus S. Knopf wurde 1887 vom jüdischen Kaufmann Sally (Simon) Knopf gegründet. Es war Teil einer großen Warenhauskette mit zahlreichen Niederlassungen. Fillialen des Freiburger Stammhauses gründete Knopf in Basel, Luzern, Interlaken und Fribourg sowie in Lörrach, Schopfheim, Emmendingen und Offenburg. Durch den zentralisierten Einkauf konnte das Unternehmen sehr günstige Preise anbieten und war daher eine große Konkurrenz für den örtlichen Einzelhandel. 1910 wurden die damaligen drei Einzelgebäude des Warenhauses durch einen großangelegten Umbau zusammengefasst und erhielten eine einheitliche Jugendstilfassade (siehe historische Fotografie).
Seit 1935 litt der mittlerweile von Sohn Arthur Knopf geleitete Betrieb unter diversen Boykottaktionen der Nazis und daraus resultierenden Umsatzeinbußen. 1937 musste Knopf das Warenhaus in Freiburg und die Filialen in Lörrach und Emmendingen deutlich unter Wert verkaufen. Neue Betreiber waren Knopfs bisheriger Geschäftsführer und Prokurist Fritz Richter sowie sein einstiger Syndikus Walter Roth. Arthur Knopf wurde 1938 ins KZ Dachau deportiert, konnte aber ein Jahr später in die Schweiz fliehen und überlebte den Zweiten Weltkrieg. Seine Schwester Betty wurde 1940 von den Nationalsozialisten ermordet.
Beim Bombardement von 1944 wurde der Warenhauskomplex stark, aber nicht vollständig zerstört. Die Fassade zur späteren Jaiser-Josephstraße sowie zahlreiche Wände und Zwischendecken waren erhalten geblieben. 1949 klagte Arthur Knopf auf Wiedergutmachung vor dem Restitutionsgericht und erreichte einen Vergleich. Dieser sah vor, das Warenhaus unter dem Namen "Kaufhaus für Alle" weiter zu betreiben und sicherte den Knopf-Erben 50 Prozent Anteile an der Firma "Kaufhaus für Alle" (KfA) als Nachfolgerin der Fritz Richter KG.
Beim Wiederaufbau wurde in den Folgejahren ein Neubau errichtet, in den zumindest Teile der erhaltenen originalen Fassade einbezogen wurden. 1982 erwarb die Sparkasse Freiburg den Gebäudekomplex Kaiser-Joseph-Straße 192; im Folgejahr wurde das KfA geschlossen. 1984 ließ die Sparkasse das Gebäude durch die Architekten Huller und Banzhaf unter Beibehaltung historischer Gliederungselemente der Fassade zu einem Geschäfts- und Bürogebäude umbauen. Mit dem Abbruch dieses Gebäudes 2011 verschwanden die letzten baulichen Reste des Warenhauses Knopf. Nach langer öffentlicher Diskussion verzichtete die Sparkasse beim aktuellen Nachfolgebau auf eine Wiederaufnahme der historischer Fassadenform. Nur noch eine Gedenktafel erinnert dort an die Knopfsche Geschichte.
(Joachim Scheck | www.vistatour.de | Facebook | 2.4.17)
Ort | Freiburg im Breisgau |
Autor | joescheck |
Kategorien | Erinnern |
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