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Pulverturm

Mauern und Türme

Der Pulverturm war seit seiner Erbauung um 1320 Teil der mittelalterlichen Verteidigungsanlage von Konstanz. Im 14. Jahrhundert war er mit dem Rheintorturm durch eine Mauer, die direkt am Flussufer entlangführte, verbunden. Im Mittelalter war dies der nordwestlichste Punkt der Stadt. Seine damalige Dachverkleidung brachte ihm bei der Konstanzer Bevölkerung schnell den Namen "Ziegelturm" ein. Der Turm diente aber nicht nur dem Schutz der Stadt, er wurde auch als Folterkammer und Gefängnis verwendet. Bekanntester Insasse soll der Raubritter Georg von End gewesen sein. Dieser überfiel einige Reisende, die auf dem Weg zum Konzil an seiner Burg vorbeikamen. Als er der Stadt Konstanz dann auch noch ein mit Korn beladenes Boot stahl, wurde er festgenommen und eingesperrt. Nur dank der Fürsprache einflussreicher Freunde und dem Versprechen, der Stadt seine Burg zu schenken, entkam er der Todesstrafe.

Im Jahr 1420 sperrten die Konstanzer hier zudem die ansässigen männlichen Juden ein. Über 80 Männer mussten in dem Turm ganze 40 Wochen ausharren. Erst als umliegende jüdische Gemeinden knapp 20.000 Gulden Lösegeld bezahlten, wurden sie freigelassen. Möglicherweise hat König Sigismund den Befehl für diese Erpressung erteilt. Dieser hinterließ der Stadt nach dem Konzil nämlich einen Schuldenberg von 20.000 Gulden, der nun gezwungenermaßen von den Juden abgetragen wurde. Dieses Ereignis brachte dem Turm im Volksmund den Namen Judenturm ein.

Seine heutige Bezeichnung als "Pulverturm" erhielt das Gebäude erst später, als sich Konstanz unter österreichischer Herrschaft befand. Die hiesige Garnison der Habsburger verwendete den Turm damals als städtisches Pulvermagazin. Aufgrund der stetigen Explosionsgefahr und um militärisch auf dem neuesten Stand zu sein, wurde der Turm mehrfach umgebaut. So wurden die Mauern der unteren Etagen erheblich verstärkt und vier Schießscharten ins Mauerwerk eingelassen. Dieser Zustand wurde für heutige Interessenten so gut wie möglich rekonstruiert.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Stadttor/-mauer
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