Haus "Zur Kunkel"
In den Jahren 1360-1450 erlebte Konstanz seine wirtschaftliche Hochzeit. Die Stadt blühte wirtschaftlich auf. Wie kam es dazu? Für viele Bauern im Raum Oberschwaben und rund um den Bodensee waren die Wintermonate eine Zeit fleißiger Arbeit. Sie, oder genauer gesagt ihre Frauen und Töchter, verarbeiteten Leinen zu Tuchen oder Leinwänden. In Konstanz selbst entstand folglich eine gemeinsame Zunft, also ein wirtschaftlicher Zusammenschluss, für Wollweber und Leineweber. Schon bald transportierten Händler Leinwand nach Mailand, Venedig und in die Champagne. Bereits damals sah man im Leinwandhandel der Stadt den Garanten für die wirtschaftliche Blüte.
Zusätzlich zu diesem florierenden Geschäft der Leinwände stellte Konstanz einen zentralen und wichtigen Ort auf den Handelsrouten Richtung Norditalien dar. Händler, die ihre Waren rheinaufwärts nach Italien brachten, verluden ihre Güter in Konstanz auf Schiffe. Nach der Überfahrt zur oberen Seeseite ging der Transport auf dem Landweg weiter entlang des Rheintals, zum Beispiel nach Venedig. Wer stattdessen die Gotthardroute wählte, konnte den Rhein sehr einfach auf Höhe von Konstanz überqueren und auf dem Landweg nach Italien reisen. In Konstanz kreuzten sich diese beiden wichtigsten Wege nach Süden. Die Zölle an der Rheinbrücke brachten Geld in die Konstanzer Kassen, ebenso wie das Kapital der durchreisenden Händler und Kaufleute. Nicht zuletzt konnten Händler im Konstanzer Kaufhaus ihre Leinwand anbieten. Heute ist das Kaufhaus als Konzilsgebäude bekannt.
Die Konstanzer Weberfresken verdeutlichen wie wichtig das Leinengewerbe für die Stadt war. Kunsthistoriker datieren die Entstehung der Wandgemälde auf das frühe 14. Jahrhundert. Die Fresken sind das älteste nicht geistliche Gemälde mit Handwerksszenen in Deutschland! Kleriker, Adlige und reiche Bürger nützten Wandmalereien, um sich mit den Künstlern befreundeter Städte zu messen. Für die Führungsschicht der Stadt waren die Fresken ein Ausdruck, sich selbst zu repräsentieren. Sie stehen vor dem Haus zur Kunkel, in dem die Weberfresken zu sehen sind. Das Wort “Kunkel” war die süddeutsche Bezeichnung für einen “Spinnrocken”, ein Werkzeug der Weberinnen. Am Spinnrocken wurden die Hanf- oder Flachsfasern befestigt und dann zu Garn versponnen. Die Bilder und der Text dazu zeigen die Produktion eines Textilstoffes und die anschließende Ruhephase der Weberinnen. Die Weberfresken sind kostenfrei zu besichtigen und bieten Interessierten einen spannenden Einblick in die Zeit. Eine Anmeldung beim Kulturbüro Konstanz ist im Voraus nötig.
Ort | Konstanz |
Autor | fechti |
Kategorien | Stadtbild |
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Urheber | Kulturbüro Konstanz / Fotograf Franz-Josef Stiele-Werdermann |
Zugeordnete Touren | Handel und Wirtschaft im Mittelalter |