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Haus "Zur alten Katz"

Die jüdischen Bürger von Konstanz

Im Bodenseeraum kann man zwei Epochen jüdischer Ansiedlung ausmachen. Die erste umfasst den Zeitraum von 1200-1350. Die zweite Epoche setzte um 1375 ein und endete schließlich 1450. Gerade in dieser zweiten Epoche wurde Konstanz neben Zürich und Ulm zu einem zentralen jüdischen Ort im Bodenseeraum.

Anders als in anderen Städten wurden die Juden in die Stadt integriert, sie mussten nicht in Ghettos leben und wurden von städtischer Seite auch offiziell als Bürger angesehen. Die jüdischen Wohngegenden befanden sich zum größten Teil an zentralen Punkten der Stadt. So beispielsweise am heutigen Fischmarkt, oder in der Münzgasse. In Konstanz kam den Juden ein rechtlicher Sonderstatus zu, der verschiedene Privilegien beinhalten konnte. Doch diese Privilegien waren nicht rechtlich verankert, sondern mussten vielmehr immer wieder mühsam ersucht werden. Gängige Leistungen waren dafür das Zahlen gesonderter Steuerabgaben, die sogenannte Judensteuer und der Judenpfennig. Schutzherr der Juden war prinzipiell das Reich, zeitweise übergab dieses die Schutzherrschaft der Konstanzer Juden an die Stadt Konstanz. Offiziell sah das Reich die jüdische Bevölkerung generell jedoch als seine Kammerknechte an, die es zu beschützen galt.

Die Juden waren autonom bezüglich ihrer kulturellen Praktiken und ihrer inneren rechtlichen Angelegenheiten. Dies hatte vor allem pragmatische Gründe: die Obrigkeit wollte dadurch eine gewisse Trennung zur restlichen Bevölkerung schaffen. Beruflich fokussierten sich die Juden hauptsächlich auf das Geldgeschäft, das lange Zeit ihnen allein vorbehalten war. Dadurch konnten es jüdische Bürger durchaus zu ansehnlichen Vermögen bringen. Ihre Kundschaft waren vor allem Konstanzer Bürger, teilweise aber auch die Stadt selbst oder Bewohner aus umliegenden kleineren Dörfern.

Eine Besonderheit innerhalb der jüdischen Gemeinschaft war hierbei sicherlich die Tatsache, dass nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen in Geldgeschäften tätig waren. Die Geschäftsbücher wurden stets auf Hebräisch geführt, was nicht zuletzt für den recht hohen Bildungsstandard der Konstanzer Juden spricht. Bis 1450 waren die jüdischen Bewohner in dieser zweiten Epoche der Ansiedlung also integraler Bestandteil von Konstanz. Nach der Vertreibung der Konstanzer Juden kam es erst wieder im 19. Jahrhundert zu einer jüdischen Wiederansiedlung in Konstanz.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Stadtbild
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