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Pfalzgarten - Wittenwiler

Heinrich Wittenwiler: Der Ring

Der Pfalzgarten, auf dem wir uns hier befinden, wurde während des Konzils von den adligen Rittern auch als Ort für kleinere Turniere genutzt. Schon vor dem Konzil lebte hier am Hofe des Bischofs von Konstanz der adlige Advokat und Schriftsteller Heinrich Wittenwiler. Seinen Versroman „Der Ring“ verfasste er um 1410 als Lehre für den Adel. Dabei handelt es sich aber nicht um ein heldenhaftes Epos oder höfische Minnedichtung. Stattdessen sind die Hauptpersonen in dem „Ring“ Bauern, die als lustige Tölpel dargestellt werden.

Um Minne, also Liebe, geht es natürlich trotzdem: Bertschi Triefnas verliebt sich nämlich in die hässliche Mätzli Rührenschwanz und versucht, ihre Gunst zu erwerben. Dabei veranstalten die Bauern auch ein Turnier – bei dem sie sich aber alle blamieren und im Bach landen. Die Annäherungsversuche von Bertschi enden alle in lächerlichenMissgeschicken. Nicht zuletzt lässt sich Mätzli auch noch von ihrem Arzt verführen und schwängern. Schließlich kommt es dennoch zur Hochzeit von Bertschi und Mätzli, die mehr eine Fress- und Sauforgie ist und letztlich in  einer großen Prügelei endet. Daraus entwickelt sich ein Krieg zwischen den Dörfern, dem auch Mätzli zum Opfer fällt. Bertschi als einziger Überlebender beschließt am Ende, als Einsiedler im Schwarzwald zu leben.

Komische Namen, Sex statt hoher Minne und ein Held, der nicht gerade heldenhaft endet – inwiefern ist das ein Lehrstück für den Adel? Wittenwiler glaubte, dass Belehrungen für Tugend und Frömmigkeit etwas langweilig sein können. Deshalb bettete er die Handlung in das sogenannte „Geschrei der Bauern“ ein. Diese machen das Stück komisch und dienen gleichzeitig als Abschreckung für den adligen Hörer, der eben gerade nicht den weltlichen Verlockungen nachgehen soll, wie  es die Bauern hier tun. Wittenwiler verarbeitete in seinem „Ring“ auch die Situation seiner Zeit. Die Spannungen zwischen  Zünften und Patriziat ebenso wie die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den sich als adlig verstehenden  Österreichern und den ländlich geprägten Eidgenössen. Die Eidgenossen, also die heutigen Schweizer, kämpfen in dem  Versroman auf der Seite von Hexen und Zwergen mit einem Banner, auf dem ein Melkkübel zu sehen ist. Damit greift Wittenwiler die Beleidigung des "Kuh-Schweizer" auf und stellt die Eidgenossen spöttisch als Kuhherde dar.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Zugeordnete Touren Tour "Leben im Mittelalter"

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