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Judenverfolgung

Die Judenverfolgung 1348

Eines der dunkelsten Kapitel der Konstanzer Historie hat sich in der Mitte des 14. Jahrhunderts zugetragen: Die vermutlich größte Judenverfolgung in der Geschichte dieser Stadt. Der Anstoß für diese Entwicklung ist im Jahre 1348 zu verorten. Damals hielt in Konstanz die Pest Einzug. Die städtische Bevölkerung stand dieser Seuche machtlos gegenüber. Daher ergriff der Stadtrat eine für diese Zeit typische Maßnahme: Er suchte und fand eine Ursache, die dafür verantwortlich gemacht und bekämpft werden konnte. Es traf die jüdische Bevölkerung. Die Juden hätten die Brunnen vergiftet, so lautete die Folgerung des Stadtrats. Deshalb sollte die christliche Bevölkerung von nun an das Wasser direkt aus dem Bodensee trinken. Die Juden sollten dagegen das Wasser aus den angeblich vergifteten Brunnen trinken.

Doch es blieb nicht bei diesen Schikanen. Am 4. Januar 1349 nahm die Geschichte eine tragische Wendung. 330 Juden wurden in zwei Häusern festgesetzt. Zwei Monate danach wurden sie auf dem Brühl, einer großen Wiese vor den Stadtmauern, verbrannt. Doch damit nicht genug. Zunächst mussten nur die bekennenden Juden um ihr Leben bangen. Jedoch weitete sich die Verfolgung schon bald auf Juden aus, die zum Christentum konvertiert waren. Auslöser hierfür war wiederum ein wenige Wochen später aufkommendes Gerücht - diesmal in Hinblick auf ein in der Stadt wütendes Feuer: Ein getaufter Jude soll sein Haus angezündet haben, genau hier in der heutigen Rosgartenstraße. Dieser habe dann aus dem brennenden Haus heraus verkündet, er wolle als Jude sterben und nahm dabei noch seine ebenfalls getauften Kinder mit in den Tod. Das Feuer griff um sich und 40 weitere Häuser brannten nieder. Bis zum Ende des Jahres 1349 verfolgten und verbannten die Konstanzer deshalb alle jüdischen Stadtbewohner, einschließlich der Getauften.

Obwohl die Juden im Deutschen Reich damals generell unter dem Schutz des Königs standen, in diesem Fall von König Karl IV., wurden die Konstanzer für diese Gräueltaten nicht belangt. Vielmehr sprach König Karl IV. die gesamte Stadtbevölkerung direkt am darauffolgenden Tag frei. Erst im Jahr 1375 wurden Juden wieder in das Bürgerrecht der Stadt Konstanz aufgenommen. Jedoch sollte sich ihre Situation fortan durch Ratsverordnungen und erschwerende Auflagen in allen Lebensbereichen zunehmend verschlechtern.

Ort Konstanz
Autor fechti
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Zugeordnete Touren Kriminalität im Mittelalter

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